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Sterbender Schwan

Auch wenn die Zahlen noch anderes vermuten lassen - die deutsche Autoindustrie kämpft ums Überleben 


Um direkt in der Sprache des Automobilsektors zu verharren, die bundesrepublikanischen Autobauer sind ein Auslaufmodell - alt, ramponiert, viel zu langsam und mit Ausstattung von vorgestern. Leider kann in diesem Fall aber nicht einfach ein neues Fahrzeug gebaut und damit die Probleme aus der Welt geschafft werden, hierbei geht es um das Wohlergehen eines ganzes Landes, gar der gesamten europäischen Union. Schuld an der Misere ist nicht nur die Industrie selber, die über ihre jahrelange Selbstbeweihräucherung schlicht vergessen hat, rechtzeitig die Ausfahrt in Richtung Zukunft zu nehmen, sondern auch die Politik. Das Kabinett Merkel tat in der vergangenen Dekade nicht mehr , als den Autobossen und Lobbyist*innen der Automobilbranche zuzuprosten und zu sagen, "weiter so". Heute will keine der beiden Parteien verantwortlich für die missliche Lage sein. Stattdessen streitet man sich, wer wie viel leisten und bezahlen muss, ob für Dieselbetrug, Investition in Zukunftstechnologien oder Infrastruktur (z.B. Ladesäulen). Wie kleine Kinder, die einfach nicht auf Zeichen und Hinweise, gar flehende Warnungen hören wollen, scheint am Ende nur die eigenen Erfahrung des Scheiterns wirklich eine Denkwende auszulösen, da kann DIE LINKE reden und sich gebahren so viel sie will, trotz aller Richtigkeit der Überzeugungen, wollen sich Wirtschaft und Regierungspolitik nicht dazu durchringen, die Angebote anzunehmen. 
Einst das meistverkaufte Auto der Welt:
VW Käfer
Die Angelegenheit wäre sicher weniger von Bedeutung, wenn nicht eine Millionen Arbeitsplätze am Tropf des vierrädrigen Mobiles hängen würden. In den nächsten Jahren wird ein Zehntel der Jobs wegfallen, erst gestern kündigte VW-Chef Diess an 7000 Stellen streichen zu wollen. Das gefällt natürlich auch den Gewerkschaften nicht, die sich Momentan in einer Phase des Oszillieren zwischen dreckigen, nicht zukunftsfähigen, dafür auf kurze Sicht Arbeitsplätze erhaltenden Techniken und dem Aufbruch zu neuen, mit Einschnitten, dafür aber für die Zukunft tragfähigen Innovationen, befinden. DIE LINKE steht an der Seite der Beschäftigten, erkennt aber auch die Tatsachen an, dass nur ein Wandel, der jetzt gestaltet werden muss, dazu führen kann, dass überhaupt noch der Torso der Branche Hoffnung auf Rettung besitzt und nicht alles in sich zusammenfällt. Eine Batteriefabrik, z.B. in der Lausitz, gerne auch, wie vom Wirtschaftsminister höchst selbst vorgeschlagen, staatlich finanziert, wäre ein erster Schritt. 
Die altehrwürdigen Branchenriesen schaffen es nicht, sich aus ihrer eigenen Behäbigkeit, durch Stolz des in früheren Jahren erreichten - wie ein alter Mann aus seinem Sessel - zu erheben. Disruptive Innovationen, die die eigenen Erfindungen womöglich ablösen könnten, will man dort nicht sehen, denn es würde ja das über Jahre gepflegte Geschäftsmodell, welches ganz nebenbei auch noch extrem erfolgreich läuft, in Frage stellen und so schaufeln sich die KFZ-Bauer ihr eigenes Grab, denn wer immer nur linear denkt und seinen gewohnten Pfad nicht verlässt, geht zwangsläufig irgendwann auf ein Ende zu. An der Börse geht es für die Hersteller BMW, Daimler und so weiter schon länger bergab, in den Statistiken der Geschäftsberichte wird der langsame aber sich verstetigende Abstieg jedoch noch überdeckt, wie lange die Fassade bröckelt, ehe sie in einem Schlag in sich zusammenfällt, mag man lieber nicht mutmaßen. 



Quellen: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/samstagsessay-benzinrepublik-deutschland-1.4359730; Foto: Von Daniels, Gene, photographer, Photographer (NARA record: 8463941) - U.S. National Archives and Records Administration, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16896323

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