Wie die Autohersteller für mehr Nachhaltigkeit in den Zulieferbetrieben sorgen wollen.
An manchen Tagen wundert man sich doch sehr über die nationale und internationale Autoindustrie, schafft sie es in den eigenen Reihen nicht einmal sich an geltendes Recht zu halten, so ist sie bei den Standards bezüglich ihrer Zulieferer umso strikter und geht mit Selbstverpflichtungen und Branchenvereinbarungen deutlich über die vom Gesetzgeber geforderten Maßgaben hinaus. Ein besonders prägnantes Beispiel in diesem Kontext bildet die "DRIVE Sustainability Initiative".
Mit ihr haben sich vor ungefähr sechs Jahren zehn große Fahrzeughersteller dazu bekannt, nur noch Zulieferbetriebe zu verpflichten, welche sich an von der Initiative vorgegebene Standards im Bereich Umwelt, Soziales und Ethik halten. So gibt es z.B. Richtlinien, die den Abbau von Rohmaterialen regeln und Punkte wie Arbeitssicherheit und Reduktion von giftigen Dämpfen umfassen.
Die Regeln von DRIVE sollen dabei die bereits existierenden Anstrengungen der einzelnen Unternehmen ergänzen, bündeln und effektiver machen. So hat z.B. BMW schon 2009 ein Risikomanagement im Unternehmen etabliert, bei welchem darauf geschaut wird, bei welchen Zulieferern Verstoße gegen Nachhaltigkeitsmaßgaben zu erwarten sind und mit welchen eine Zusammenarbeit gute Erfolge ihm Bereich corporate sustainability verspricht. Auch vergeben einige Autobauer seit Jahren Preise für diejenigen Zulieferer, die in Puncto Nachhaltigkeit am meisten glänzen könne, so auch bei VW. Die Wolfsburger haben mit Beitritt in die DRIVE Initiative ihre Anforderungen bezüglich der Nachhaltigkeitsstandards noch einmal verschärft.
In Zukunft sollen die Autoteilelieferer selbst Part der Initiative werden können. Bereits 20.000 Zulieferer in 100 Ländern sind in das Programm einbezogen. Somit konnten durch die Bündelung der Maßnahmen und den gemeinsame Druck der Autohersteller die positiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt drastisch verstärkt werden. Aber auch die Autobauer selbst profitieren, da sie gemeinsam an einem Strang ziehen und ihre Reputation insgesamt erhöhen können.
Koordiniert wird die Arbeit vom CSR Europe, einem Netzwerk für verantwortliche Unternehmensführung, welches in der Gruppe als Moderator auftritt. Hervorgegangen ist die Initiative aus der "European Automotive Working Group on Supply Chain Sustainability", in welcher man bereits vorher in lockererem Format Vereinbarungen getroffen hatte.
Die Maßnahmen sollen auch zu mehr Transparenz innerhalb der Lieferkette führen, da es vom Rohmaterial bis zum fertigen Autoteil, welches an den Hersteller geliefert wird oft sechs oder sieben Zwischeninstanzen bedarf.
Das Programm besteht im wesentlichen aus drei Teilen: als erstes wurden die Prinzipien festgelegt, auf welchen die Compliance Richtlinien fußen, im letzten Schritt kümmert man sich um die Kapazitäten Bildung, d.h. die Aus- und Weiterbildung in den Zulieferbetrieben, u.a. mit Lernnetzwerken in China und der Türkei. Dabei werden zur weiteren Verbesserung der Maßstäbe und deren Wirksamkeit in der Praxis auch immer wieder Konferenzen mit zahlreichen Stakeholdern abgehalten, so z.B. den nationalen Behörden oder NGO´s. Ziel ist am Ende die Etablierung von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen,
Umweltstandards und ethischen Geschäftspraktiken in der globalen
Lieferkette der Automobilindustrie. Kontrolliert wird dies anhand eines Fragebogen, welcher 23 Fragen zu den betreffenden Thema umfasst.
Eine durchaus sinnvolle Aktion findet auch die LINKE und hofft, dass auch die Unternehmen selbst bald auf die Idee kommen, dass die Einhaltung solcher Standards auch in ihren Firmen selbst zu einem nachhaltigen Wachstum führen kann, anstatt sich immer nur mit illegitimen und illegalen Mitteln einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, der aber nie von Dauer sein kann, da andere Autobauer immer einen Schritt weiter gehen und sich so auf lange Sicht ein nicht mehr zu durchbrechender Teufelskreis entwickelt. Damit muss Schluss sein. Im Interesse der Verbaucher*innen, Mitarbeiter*innen und der Umwelt.
Für weitere Informationen zu diesem Projekt: https://drivesustainability.org
Quellen: https://www.youtube.com/watch?v=8aeU7XfLjck; https://www.automobilwoche.de/article/20180524/NACHRICHTEN/180529951/beschaffungsvorstand-brandstaetter-kuendigt-an-vw-fuehrt-nachhaltigkeitsrating-fuer-zulieferer-ein; http://www.upj.de/nachrichten_detail.81.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3558&tx_ttnews%5BbackPid%5D=20&cHash=6766468056; https://www.bmwgroup.com/de/verantwortung/lieferanten-management.html; https://drivesustainability.org/mediaroom/ten-leading-automotive-companies-launch-initiative-identify-address-sustainability-issues-raw-materials-sourcing/; https://www.csreurope.org/european-automotive-working-group-supply-chain-sustainability-1; Foto: https://drivesustainability.org
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