Wie Elektroautos das Stromnetz überlasten könnten.
bald auch zum bezahlen: ein Ladekabel |
Ja, ich gebe es zu, nachdem bereits häufiger über Schreckensszenerien berichtet wurde - zuletzt über einen drohenden Verkehrskollaps, aufgrund von mehr und mehr Autos, die künftig autonom durch die Straßen rollen werden - bleibt es uns auch heute wieder nicht erspart.
Eine Studie der Technischen Universität München in Kooperation mit einer Unternehmensberatung, welche jüngst ihren Weg an die Öffentlichkeit fand, lässt fromme, umweltbewusste und wohlbetuchte Vorstädter*innen (die nunmal zur Zeit die Hauptabnehmer*innen von E-Autos sind) aufhorchen. So könnte bereits Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Überlastung der örtlichen Stromversorgung drohen, sofern am Abend alle Elektrofahrzeugnutzer*innen ihre PKW gleichzeitig an die Strom-Zapfsäulen hängen. Aktuell sind die Versorgungsleitungen nämlich nur auf zwei Kilowatt pro Haushalt ausgelegt. Eine Ladesäule frisst aber gerne schonmal 3,7 kw, bzw. sofern ein leistungsstärkeres Modell angeschafft wurde, sogar über 30 kw.
verlangt zu viel: eine Ladesäule |
Nach Lösungen sucht die Wirtschaft bereits fieberhaft. So gehe es nicht nur um den steten Ausbau der Kabelinfrastruktur, sondern auch um die bessere Nutzung der vorhandenen Kapazitäten, damit in Zukunft kein Trafo vor Überanstrengung den Geist aufgeben muss. Erfolgreich getestet wurde bereits Modell, wonach der*die Kund*in sein Auto an die Ladesäule hängt, eine Wunschzeit eingibt, zu welcher es voll geladen sein soll und dann der Netzbetreiber allein entscheidet, wann er Energie an das Auto abgibt, um es aufzuladen. Damit lassen sich Engpässe vermeiden und gleichzeitig Überkapazitäten sinnvoll abbauen, schließlich ist es dem*r Fahrer*in egal, wann das Auto aufgeladen wird, Hauptsache es ist zum gewünschten Zeitpunkt startbereit.
Allerdings sind bisher nur wenige Menschen, die ein elektrisch betriebenes Fahrzeug nutzen, bereit ihre Kontrolle über den Ladevorgang an die Energieversorger abzugeben, auch wenn diese schon heute mit z.B. geringeren Netzentgelten locken. Ein Berliner Start-Up tüftelt sogar an einer Lösung, mit welcher alle Modalitäten des Ladevorgangs über das Ladekabel selbst gesteuert werden können, und man so von den unterschiedlichen Systemen der Ladesäulen unabhängig wird oder z.B. der bei der Beladung des Akkus verbrauchte Strom nicht über die Haushaltskasse, sondern über das Firmenbudget abgerechnet wird.
Am Ende nützen aber alle Bemühungen der Wirtschaft, die in diesem Atemzug auch mal ein Lob verdient hat (Credits an den Bund deutscher Energie- und Wasserwirtschaft), wenn sich die Politik mal wieder aus allem heraushält. DIE LINKE würde sich wünschen, dass der Bundesverkehrsminister gemeinsam mit den Kolleg*innen aus den Umwelt- und Wirtschaftsressorts einen Masterplan erstellt. Dieser könnte neben monetären Anreizen auch Pflichten für Nutzer*innen von Ladesäulen beinhalten, so dass eine gute und dauerhafte Stromversorgung gewährleistet wird. Gleichzeitig müssen die erneuerbaren Energien weiter gepusht werden, um eine vom Stromnetz unabhängige Versorgung der Ladeinfrastruktur zu erreichen. Das und noch viel mehr sollten Scheuer und Co sich in nächster Zeit mal anschauen.
Quellen: https://www.sueddeutsche.de/wissen/e-mobilitaet-stau-im-stromnetz-1.4189454; Fotos: Von © Jörgens.mi /, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63567340; https://de.wikipedia.org/wiki/Ladestation_(Elektrofahrzeug)#/media/File:2015-12-23_Typ-2-Ladestecker.jpg
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