Angeblich sollen die Deutschen Vorreiter bei Patenten für grüne Mobilität sein - doch wie viel zählt das wirklich?
Hier soll Deutschland führen: Patente für E-Mobilität |
Die Sensationsnachricht über einen Lithium-Ionen-Akku, der innerhalb von sechs Minuten voll aufgeladen sein soll, kam zunächst nicht aus Deutschland. Stattdessen war es ein Entwickler*innenteam um Dr. Jean de la Verpilliere, dass diesen Quantensprung in der Elektromobilität geschafft haben will. Das Mehrkomponentengemisch, welches die Wissenschaftler*innen aus Cambridge entwickelt haben, müsse nur in einen herkömmlichen Akku eingefügt werden, um die gewünschte Ladezeitverkürzung zu erreichen. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, die schnell entzündlichen Materialen - etwa Graphit - durch weniger entzündliche Stoffe zu ersetzen, um so bei hoher Ladespannung Kurzschlüsse und damit Akkubrände zu verhindern. Allerdings ist das Pulver noch nicht am Markt erhältlich, da sich die Produktion auf ein Kilo am Tag beschränkt, was in etwa der Menge entspräche, die für einen Akku benötigt wird. Von der Massenproduktion sind die Tüftler*innen also weit entfernt. Auch ist noch nicht eben viel zum Produkt bekannt, etwa wie es sich auf die Lebensdauer der Batterie auswirkt.
In hiesigen Landen stieg immerhin rein quantitativ innerhalb von nur drei Jahren die Patentdichte für Batterien und Elektroantriebe um über 40%. Gleichzeitig gingen solche, die sich mit herkömmlichen Antriebe auseinandersetzen kontinuierlich zurück. Während sich das Interesse der Konsument*innen also mehr und mehr in Richtung neuer Antriebsformen bewegt, scheinen den Trend auch die Innovations- und Entwicklungsabteilungen der Hersteller mitzugehen. Bosch und BMW rangieren in absoluten Zahlen bei den Patentanmeldungen zur Batterietechnologie sogar auf den Plätzen zwei und drei. Allerdings ist durch die reine Zahl der Anmeldungen noch nichts über die Qualität oder Tragweite der Technologien gesagt. Große Sprünge werden wohl die wenigsten Erfindungen nach sich ziehen. Dennoch können sie motivieren, weiter zu forschen und vielleicht das Initial für einen ähnlichen Durchbruch, wie im eingangs erwähnten Fall, liefern. Viele Patente werden zudem von Firmen im Ausland gehalten, da dies ausreicht, um sich die Technologie überall auf der Welt schützen zu lassen. So gelten im Sektor Akkufertigung Tesla und Panasonic als führend, die hiesige Branche indes hat noch das Nachsehen.
Hier soll der Super-Akku herkommen: Cambridge University |
Auch beim autonomen Fahren und damit im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sollen neben den amerikanischen Playern deutsche Hersteller in der ersten Reihe platziert sein. Doch schätzen Expert*innen, dass bald 10% des Stroms für die Datenverarbeitung zum Zwecke von Prozessen, die durch die KI ausgeführt werden, verbraucht werden könnten. Wo soll all dieser Strom herkommen, wenn damit auch noch die Elektrifizierung der Autos von statten gehen muss? Atom und Kohle sind bald passe, Zeit also hier den Link zur Energiewende zu knüpfen. Diese muss den Stromverbrauch deutlich reduzieren und den verbliebenen Bedarf aus grünen Quellen decken. Dann sollte auch autonomes Fahren bald in den Alltag Einzug halten und den Menschen vielleicht etwas mehr Entschleunigung bieten. Tesla hat dafür schon spezielle Speicher-Chips entwickelt, mit denen mehr Speicherkapazität bei geringerem Energieverbrauch geschafft werden soll. Einem Verkaufstrend, wie etwa den bei SUV muss jedoch zwingend entgegengewirkt werden, denn der fossile Steinzeitkapitalismus ist am Ende, es geht nicht immer noch mehr. Wer Resilienz will, muss Effizienz und Suffizienz schaffen.
Quellen: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/patente-elektromobilitaet-deutschland-1.4911258; https://www.heise.de/newsticker/meldung/Missing-Link-Kuenstiche-Intelligenz-und-Nachhaltigkeit-und-ewig-gruesst-der-Rebound-Effekt-4687039.html?seite=all; https://t3n.de/news/erfinder-verspricht-akku-fuer-6-1191635/; Fotos: Von Christian Richardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12437; Von Gereon Meyer - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12247531
Kommentare
Kommentar veröffentlichen