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Führerlos statt Fahrerlos

Deutsche Autobauer hinken bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge meilenweit hinterher, so auch Volkswagen


Sie ist schon mitgefahren: erwähnter autonomer Kleinbus
Innovation made in Germany war lange das Credo der bundesrepublikanischen Wirtschaft. Dies wurde erst neulich durch die Wahl zum innovativsten Land der Welt bestätigt, doch scheint der Erfindergeist in den Konzernzentralen der großen deutschen Autobauer nicht angekommen zu sein oder er ist zu mindestens eingeschlafen. Das kann man nicht nur am Hinterherhecheln in Sachen E-Mobilität erleben, sondern auch im Bereich autonomes und vernetztes Fahren. Außer einem kleinen Bus der fünf Leute auf einem Firmengelände mit Tempo 20 von A nach B fahren kann, hat sich dahingehend hierzulande noch nicht viel messbares entwickelt. 
Dimensionen anderer Art: autonomer LKW von Mercedes zur
Testfahrt auf der Autobahn
Die Autobosse gestehen denn auch ihre Versäumnisse ein, so meint VW-Chef Diess, "Wir sind entschlossen aufzuholen. Das Spiel ist noch nicht vorbei." und geht damit in die Offensive. Bei Konkurrent Daimler sieht man das Ganze ähnlich warnt aber vor zu hastigen Sprüngen und stellt die Sicherheit der Fahrzeuge in den Vordergrund. Man müsse die Zahl der Verkehrstoten im Zuge der Neuerungen massiv senken und die Fahrzeuge "100 bis 1000 mal sicherer machen", als dies bei konventionell gesteuerten Mobilen der Fall ist. Einig sind sich die Konzerne auch dahingehend, dass eine technische Entwicklung diesen Ausmaßes Hand in Hand mit den Regularien der Politik gehen muss, an der es letztendlich liegt, ob das Konzept Erfolg haben wird oder aber aufgrund von Unter- oder Überlregulierung zerbricht. 
Der CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagt den betroffenen Unternehmen Hilfe zu, betont aber auch deren Verantwortlichkeit sich bald an das Wettmachen des entstandenen Rückstandes zu wagen. Er sieht die deutsche Autoindustrie durchaus in der Lage diese ambitionierten Ziele umzusetzen. Sein Amtskollege aus dem Bereich Verkehr Audi Scheuer (CSU) pflichtet ihm sogleich bei und flankiert die Ideen mit eigenen Vorschlägen, wie etwa die Öffnung des Marktes für private Fahrdienstleister, die Menschen zusammenbringen und damit Wege bündeln können. Uber macht es in den USA im Großen vor, dort vermittelt die Firma Fahraufträge an Privatpersonen, was in Deutschland aber bisher untersagt ist, denn es könnte die Wettbewerbsfähigkeit der Taxibranche schmälern. Diese wird übrigens wohl eher am Ende der Entwicklungskette vom autonomen Fahren betroffen sein. Zunächst geht es darum Systeme zu entwickeln, bei denen noch ein*e aktive*r Fahrer*in hinterm Steuer platz nimmt. Der Autopilot könnte dann etwa auf Autobahnen eingeschaltet werden. Auch Nutzfahrzeuge sollen als Erste von den Innovationen der Technischen-Branche profitieren, dazu laufen bereits vielfältige Studien, auch in Deutschland, wie etwa an der RTWH Aachen. Die Fahrzeuge sehen aber noch nicht wirklich elegant aus, sondern strotzen nur so vor Kameras und Sensoren, die möglichst viele Daten sammeln sollen, um so in Zukunft auf jede Situation im Straßenverkehr reagieren zu können und stetig dazuzulernen. 

Quellen:http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/netz/volkswagen-rueckstand-beim-autonomen-fahren-a-1623294; Fotos: Von Richard Huber - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63860206; Von Michael KR - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49889783

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