Die Hersteller stehen vor einem Dilemma: bis 2030 müssen sie die Emissionen ihrer Fahrzeugflotten um 30% reduzieren, gleichzeitig schmälern Investitionen in Batteriefahrzeuge den Gewinn beträchtlich
Deutsche Chefs der großen Autobauer ob sie nun Diess, Blume oder Zetsche heißen, eint alle ein Problem: Wie die Abgase senken, ohne dabei allzu viel Geld zu verbrennen. Beantworten tun die Autobosse diese Frage sehr unterschiedlich, aber alle setzten auf Investition und die Flucht nach vorn. Der eine mit mehr, der andere mit weniger Milliarden.
Haben Angst: Mitarbeiter*innen im VDA Hauptsitz Berlin |
Eine besondere Herausforderung bilden dabei die zur SUV-Familie gehörenden Fahrzeuge. Die großen Geländewagen werfen die höchste Rendite ab, sind aber gleichzeitig die schmutzigsten aller Fahrzeugtypen. Mercedes versucht nun beide Elemente miteinander zu verbinden und bringt im nächsten Jahr den "EQC" auf den Markt. Von diesem erhoffen sich die Stuttgarter nicht nur hohe Stückzahlen in Europa und Fernost, sondern auch die damit einhergehende deutliche Absenkung der Flottendurchschnittswerte in Sachen Abgase. Allerdings wirken Ankündigungen in Richtung Massenproduktion bei Daimler, VW und Co reichlich zukunftsoptimistisch, angesichts der bisherigen Auflagen, die sich eher im vier-stelligen, als sechs-stelligen Bereich bewegten. Aktuell haben E-Autos am deutschen Markt nur einen marginalen Anteil von nicht einmal zwei Prozent, in China sieht es schon etwas besser aus, dort macht aber auch die Regierung Druck. In den kommenden Jahren müssen die Autobauer dort mindestens 12 Prozent Stromer im Bezug zur gesamten Verkaufszahl absetzen, wenn sie empfindliche Geldbußen vermeiden wollen. Diese drohen ihnen selbstverständlich auch hierzulande, wenn sie die Messlatten der Grenzwerte reißen.
Altbewährte Strategien, wonach Diesel-Optimierung und ein paar Hybrid-Modelle die Sache schon richten werden, sind obsolet geworden. Die Hersteller müssen gewissermaßen den Turbo zünden, um den Anschluss nicht zu verlieren, auch wenn das wie im Falle des renommierten US-Konkurrenten Tesla erst einmal mit schmerzhaften Verlusten verbunden ist, welche die Anleger*innen nicht gerne sehen. In den letzten Jahren konnten Fahrzeughersteller noch von Bonus- und Ausnahmeregelungen profitieren, diese laufen aber alle aus und so gilt es ohne externe Schützenhilfe via politischer Kniffe, die Differenz von aktuelle 120mg/km auf 95mg/km (Grenzwert für Co2 ab 2020) zu überbrücken.
Der Fahrzeugexperte Ferdinand Dudenhöffer hat berechnet, dass dazu über eine Millionen Elektro-Fahrzeuge in Europa pro Jahr zugelassen werden müssten, alleine VW müssten dabei einen Anteil von über 300.000 Fahrzeugen leisten.
machen Druck: Mitglieder des BT |
Insgesamt könnte sich das sportliche Unterfangen der Unternehmen am Ende aber nicht nur unter Umwelt- und Verbraucher*innenaspekten auszahlen, auch in den Buchführungsabteilungen rechnet man fleißig gegen und stellt fest, dass eine Investition wie die jetzige am Ende immer noch günstiger daherkommen würde, als die hohen Strafsummen, die sich allein für die deutschen Hersteller bei Nichteinhaltung der Grenzwerte auf sechs Milliarden Euro belaufen könnten.
Ansätze sind mittlerweile in allen Fabrikhallen und Entwicklungslaboren zwischen Wolfsburg und Ingolstadt erkennbar, nicht zuletzt an dieser Stelle wurde in der Vergangenheit vermehrt über die Projekte in Sachen batteriebetriebene Fahrzeuge berichtet. Nun gilt es aber diese zügig umzusetzen, um noch eine reale Chance zu wahren die neuen ambitionierteren, wenn aus Sicht der LINKEN auch immer noch nicht ausreichenden, Grenzwerte zu erreichen. Dr. Cornelia Ernst (MdEP DIE LINKE) versteht die im Raum stehenden und recht bedrohlich wirkenden Summen, die bei Bruch der Gesetze gezahlt werden müssten als letzten Warnschuss und gewissermaßen Weckruf, der die Hersteller endlich zum Umdenken bewegen sollte.
Quellen: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/co-bilanz-der-autohersteller-der-preis-des-klimaschutzes-1.4106827; Fotos: Von Beek100 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6880240; Von Berthold Werner - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14892264
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