Der Absatz von Geländewagen hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen, das hat Folgen für Mensch und Umwelt
Jürgen Klopp lächelt in die Kamera und präsentiert im jüngsten Opel-Spot lässig und cool seinen neuen SUV Typ "Grandland X", mit dem er kokett über Stock und Stein, durch Wüste und Gebirge fahren kann, ohne dass ihn, bzw. sein überdimensioniertes Fortbewegungsmittel, etwas stoppen könnte. Doof nur, dass die meisten Menschen ihre Sport utility vehicles (zu deutsch etwa Sportnutzfahrzeuge) gar nicht einsetzen, um damit durch die Walachei zu düsen und dabei so manch unwegsames Gelände passieren müssen. Die meisten Leute verstopfen stattdessen sinnlos die Stadt, weil sie "nur mal eben 5 Minuten zum einkaufen" fahren wollten und dabei ein so großer Stauraum "eben superpraktisch ist". Wie viel Schaden sie damit anrichten ist wohl weder Jürgen Klopp, noch all den anderen SUV-Fahrer*innen bewusst. Die Absatzzahlen sind ebenso wenig zu stoppen, wie die Wagen bei Fahrt auf freier Strecke selbst. In den letzten zwanzig Jahren hat sich der jährliche Absatz verzehnfacht und liegt nun bei über 700.000 Fahrzeugen in zwölf Monaten.
Aktuell entspricht das einem Marktanteil von 22 Prozent, den Hersteller, Automobilverbände auf Verbraucher*innen- und Herstellerseite und überzeugte SUV-zur-Schau-Steller zum Anlass nehmen, um eine Anpassung der städtischen Infrastruktur an ihre Bedürfnisse einzufordern, nach dem Motto "der dicke Mann in der Straßenbahn darf auch auf zwei Plätzen sitzen". Blöd nur, dass eben jene vergessen zu scheinen, dass sie sich bewusst für den Kauf eines solchen Ungetüms entschieden haben, obwohl sie sicherlich nicht erst seit gestern wussten, wo sie wohnen und in welchen Umfeld sie sich bewegen. Dichte Bebauung und schmale Straßenzüge eignen sich denn eher mäßig für 2,5 Tonnen-Geschosse.
Zeit für eine Gegenrevolution wäre nun eine geeignete Schlussfolgerung. Schließlich scheint es nicht zu reichen, dass immer mehr Menschen ein eigenes Auto besitzen und somit die Städte quantitativ weiter und weiter verstopfen, auch die Qualität in Gewicht und Größe explodiert geradezu. Selbst Hersteller traditionell kleinerer Modellreihen, wie Fiat, Mini oder Smart bauen zunehmend größere Fahrzeuge, um sich nicht von den aktuellen Trends abhängen zu lassen, so dass eine gefährliche Sogwirkung entsteht, die scheinbar keine Grenzen mehr kennt. Verpackt in schnittigen, urigen Werbespots, bei denen Technik, Naturerlebnis, Fahrspaß und Protz zusammenwachsen - bei denen bleiben da scheinbar keinem*r "wahren" Autoliebhaber*in (so die Suggestion der Industrie) die Augen trocken.
Hat noch eine Lücke gefunden und drei Smart eine genommen: der SUV von VW ("Tiguan") |
Die Aufgabe der Politik muss es sein diesen gefährlichen Trend zu stoppen, denn die Fahrzeuge verbrauchen wesentlich mehr als ihre kleineren Pendants und stoßen somit auch ein vielfaches an Emissionen aus, was nicht zu einer Verbesserung der innerstädtischen Luft beiträgt und Fahrverbote weiter provoziert. Ganz zu schweigen von den Emissionszielen, welche es zu erreichen gilt und damit in immer weitere Ferne rücken. Elektrische Modelle in dieser Fahrzeugklasse sind aktuell auf dem Markt noch nirgends zu finden, so dass eine wenigstens sauberer Alternative gänzlich fehlt. Mit den ersten Modellen dieser Art wird erst in den nächsten Jahren gerechnet und ehe diese konkurrenzfähig sind, wird wohl noch eine Dekade vergehen.
Am Ende werden auch noch diejenigen von der breiten Masse diskreditiert, welche wirklich auf ein solch großes Fahrzeug, z.B. von Berufswegen her, angewiesen sind. DIE LINKE setzt sich daher für eine Förderung anderer Automobile und generell alternativer Fortbewegungsmöglichkeiten (Car-Sharing; ÖPNV; etc.) ein und kämpft für eine Beschränkung des Größenwahns, z.B. durch höhere Besteuerung oder Einfahrtbeschränkungen. "Hausfrauenpanzer", wie die Fahrzeuge hierzulande gerne genannt werden, könnten dann hoffentlich bald wieder aus dem Stadtbild getilgt werden.
Quellen: https://www.sueddeutsche.de/kultur/staedtebau-suv-adac-parkplatz-1.4237173; Foto: Von OSX - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41626997;
Kommentare
Kommentar veröffentlichen