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Hassliebe

Automobilbranche und Tech-Unternehmen werden nicht richtig warm miteinander 


Waymo baut inzwischen selbst Fahrzüge
Bisher sahen sich die Fahrzeugbauer immer als Unternehmen der Königsklasse, sie spielten in einer eigenen, himmlischen Spähre. Plötzlich sind sie aber auf den Boden der Tatsachen zurückgefallen. Seit einigen Jahren sehen sich Daimler, BMW, usw. in direkter Konkurrenz zu den Riesen der Software-Branche. Diese haben die Autobauer in Sachen Umsatz, Produktion und Wert an der Börse schon lange weit abgehängt. Jetzt wollen Amazon, Apple und Co die Fahrzeugproduzenten gewinnen, um ihre Hardware - sprich die Autos - zu nutzen, damit sie ihre eigenen Programme in diesen installieren können. Vom plötzlichen Rollenwechsel als bloße Zulieferer, die sich in eine Abhängigkeit begeben, sehen sich die Bosse der Autoindustrie sprichwörtlich überrollt. In der Konsequenz hieß dies lange, dass die Firmen aus Silicon Valley ihre eigenen i-cars entwickelten. 
Seit einiger Zeit kommt es doch vermehrt zu Kooperationen, denn beide Seiten haben erkennt, dass sie nur schwerlich ohne einander können. So gingen nicht nur VW und Microsoft eine Kooperation ein, auch Toyota und Zoox helfen sich gegenseitig. Die Liste könnte endlos so fortgesetzt werden und sogar die Autobauer untereinander schließen Kooperationen, z.B. BMW und Daimler beim Thema autonomes Fahren. Dass mit der digitalen Transformation nach der des Antriebs eine noch größere Aufgabe auf die Hersteller zukommen wird, haben auch die Vorstandsetagen endlich kapiert. Ganz weit oben auf der Liste steht Google und seine Tochter Waymo. Mit dem Android-Betriebssystem werden die Bordcomputer zahlreicher Hersteller (u.a. Volvo, Mitsubishi) ausgestattet. Die Marktmacht der Kalifornier dürfte damit weiter steigen. 
Auslaufmodell: Parkuhr
Diesem Übergriff wollen sich die KFZ-Bauer aber nicht gänzlich wehrlos ergeben, sondern hoffen, doch noch eigene Software-Lösungen präsentieren zu können. Allerdings ist die Zeit knapp und die besten Entwickler im Tech-Bereich sitzen nunmal nicht in Wolfsburg oder Stuttgart, sondern bei den großen Digital-Firmen. 
Exemplarisch kristallisiert sich der Kampf schon beim vermeintlich flapsigen Thema Park-Apps. In vielen Kommunen hierzulande sind diese schon nutzbar. Das Ordnungsamt scannt einfach nur die Kennzeichen und weiß, ob der/die Fahrzeughalter*in bezahlt hat oder nicht. Die Abrechnung erfolgt minutengenau mittels eines Knopfdrucks beim Parken und nach dem losfahren. Travipay bei VW, Parknow bei BMW, usw. Jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen. Insgesamt acht Provider sind bisher auf dem Markt und in München wird es ganz verrückt, da hat die Stadt nämlich ihr eigenes System entwickelt und somit den Zugriff für alle privaten Unternehmen auf öffentliche Parkplatzdaten verwehrt.
Bei den 200 beteiligten Kommunen ist die Möglichkeit alle Apps zu Nutzen für ungefähr ein Drittel zutreffend. Die Anbieter kassieren dann eine Monats- oder Buchungspauschale für die Parkplatzsuche. Aber Obacht, am Ende des Tages ist der Mensch doch noch selbst gefragt, wer vergisst sich auszuloggen, für den läuft die Parkuhr immer weiter... 

Quellen: https://www.sueddeutsche.de/auto/android-auto-google-hersteller-1.4346070; https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/parkplatz-suche-app-1.4322148; Fotos: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=216096; Von Grendelkhan - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56611386




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