Die Rolle der Automobilindustrie im Neoliberalismus des Westens
Ein Vater des Kapitalismus: Adam Smith |
Die Automobilindustrie befindet sich zur Zeit in einer Krise ungeahnten Ausmaßes, zumindest wenn man die Firmen in hiesigen Landen betrachtet. Vom Glanze früherer Zeiten, in denen immer neue Entwicklungen und technische Fortschritte made in Germany die Schlagzeilen bestimmten, ist wenig geblieben. Aktuell befinden sich die Autobauer unter dem Vorzeichen immer neuer Wettbewerber aus dem Ausland, vor allem aus China und den USA, in einem Wettlauf um ihre Daseinsberechtigung, denn längst haben sie den Nimbus der Triebkraft bezogen auf die Entwicklung neuer Fahrzeuglösungen verloren, es könnte gar konstatiert werden, dass Daimler, Audi und Co nur noch hinterherlaufen, besser fahren.
Eine Krise der Automobilität führt zwangsläufig auch zu einer Krise des Kapitalismus, denn die deutsche Wirtschaft ist in ihrem Erfolg gemessen am BIP, maßgeblich von den Erlösen und Gewinnen der Automobilwirtschaft abhängig. Noch laufen die Absätze vor allem Dank der Nachfrage in Fernost, prächtig, dies könnte sich jedoch schon bald ändern. China hat erst jüngst eine Quote für Elektromobile eingeführt, die deutsche Konstrukteur*innen noch nicht mal entwickelt haben und auch in der Bundesrepublik, vor allem in den Städten, wächst ein zunehmenden Bewusstsein für die ökologischen Folgen des motorisierten Individualverkehrs heran, teils durch die Hersteller selbst verursacht, welche mit ihren Betrügereien erst eine breite Debatte zu diesem Thema angestoßen haben. Eine vornehmlich jungen Schicht der Gesellschaft verlagert die Fortbewegung auf das Fahrrad oder den ÖPNV, wenn noch PKW genutzt werden, dann mittels Car-Sharing.
Letztlich bleibt der Autoindustrie nur die Hoffnung, dass sich die Hegemonisierung des Automobils in anderen Staaten, vor allem aufstrebenden Schwellenländern, erst noch manifestiert und sich so neue Absatzmärkte erschließen lassen. Außerdem geht der Trend hin zu immer größeren Fahrzeugen, die entsprechend mehr Umsatz bringen und auch in Europa gibt es immer noch viele Menschen, die wegen der tiefen kulturellen Verankerung des Autos, dieses weiterhin als Statussymbol begreifen. Aus emanzipatorischer Sicht auch zu Recht, könnte man meinen, so steht es doch für Unabhängigkeit und sogar für die Befreiung der Frau, wie erst jetzt in Saudi Arabien deutlich wird.
Allerdings und dies steht in keinem Verhältnis zu den Vorteilen des einst von Benz und Daimler erfundenen Automobils, führt es unweigerlich zu einer massiven Inanspruchnahme der Naur und somit zu einer Verschiebung des ökologischen Gleichgewichts durch Ausbeutung von Ressourcen über alle Maßen und einer Landnahme, sowohl für die Produktion, als auch für den Betrieb (Straßen; Parkplätze; etc.)
Abgewälzt wird der Umbruch und die damit einhergehenden Herausforderungen nicht etwa auf das Kapital selbst, sondern auf die Arbeiter*innenschaft, welche vertreten durch ihre Betriebsräte zunehmend in tarifpolitische Bedrängnis gerät. Stimmt der Umsatz nicht mehr, so wird gespart und zwar vornehmlich bei der Belegschaft. Auch klassische Zulieferbetriebe geraten so unter Druck, das einstige Kräfteverhältnis wird gesprengt und neu determiniert. An welcher Stelle es sich letztendlich Einpegeln wird, hängt maßgeblich von der Aktivität der "Spielteilnehmer" selbst ab, dabei wird es aber zwangsläufig zu einer weiteren Polarisierung zwischen dem Lager der alten und neuen Kräfte kommen, in deren Debatten die Hürden zum aktuellen Zeitpunkt unüberwindbar für eine Einigung und damit die Nutzung von Synergien scheinen.
Quelle: PROKLA 193 "Editorial, Automobilität, Ökologie, Krise"; Foto: Von Etching created by Cadell and Davies (1811), John Horsburgh (1828) or R.C. Bell (1872). - http://www.library.hbs.edu/hc/collections/kress/kress_img/adam_smith2.htm, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=497250
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