Direkt zum Hauptbereich

Sachsen Anhalt(en)

Die Saalestädter haben der Messemetropole eine Millioneninvestition im Automobilbereich abgeluchst



Schon lange waren die Politiker*innen rund um Halle und Leipzig gespannt darauf die Entscheidung von Porsche mitgeteilt zu bekommen. Ein neues Presswerk sollte her, denn die Württemberger investieren derzeit in eine hochmoderne Lackiererei am mittlerweile Traditionssitz Leipzig. 100 Millionen wollen der Zulieferer Schuller und Porsche gemeinsam in einer Joint Venture investieren. 2021 soll die Fertigung für Karosserieteile an den Start gehen, schon dieses Jahr mit dem Bau begonnen werden. 100 neue Arbeitskräfte werden dafür eingestellt und weitere könnten folgen. Doch wo nur, wo?
mehr als 45 Millionen wert: BMW Stammsitz München
Seit Anfang April ist es offiziell, das Projekt wird nicht an den Freistaat gehen, sondern im "Star Park" Halle angesiedelt. Der liegt zwar an der gleichen Autobahn wie das Porsche-Werk im Leipziger Norden, allerdings ein Stück hinter der Landesgrenze. Offiziell sei die Entscheidung aufgrund der günstigeren Verkehrsanbindung gefallen, so die Verlautbarung auf der Pressekonferenz. 13 Hektar, mit der Option auf weitere 31 haben sich Schuller aus Göppingen und Porsche aus Stuttgart zu eigen gemacht. Damit ist es für den Star Park - der einst für BMW gedacht war (die sich aber für Leipzig entschieden) - die zehnte Großansiedlung und zugleich die letzte, denn die gesamte Fläche von 250 Hektar ist nun belegt, u.a. mit dem renommierten Autoteilezulieferer Schaeffler. Die Hallenser*innen dürfte es freuen, galt die Idee des Wirtschaftsstandorts nahe der Halloren-Stadt doch lange als gescheitert, wohingegen sich in und um die Messestadt immer mehr Firmen ansiedelten. Für die Metropolregion Mitteldeutschland insgesamt, zu welcher zahlreiche Kommunen zählen, ist es trotzdem ein Gewinn, in der Hoffnung, es könnte in den nächsten Dekaden nicht sowieso ein gemeinsames Bundesland aus Sachsen, Sachsen-Anhalt uns Thüringen entstehen. 
Halle goes international
Für BMW sieht es hingegen im Moment nicht so gut aus. Die Bayern müssen voraussichtlich eine Niederlage vor dem Europäischen Gerichtshof wegen unzulässiger Subventionen hinnehmen. Der Staat hatte 45 Millionen Euro Fördermittel für die Werkserweiterung an der Pleiße im Zuge der Produktionseinführung des Stromers i3 und des Hybrid i8 zugesagt. Die EU-Kommission entschied jedoch, dass lediglich 17 Millionen zulässig seien. Grund: diese Summe stellt die Mehrkosten, die angefallen sind, um das Werk nicht in München, sondern in Leipzig zu errichten, dar. Alles darüber hinaus gilt als Wettbewerbsverzerrung, so konstatiert auch der Generalanwalt des EuGH, auf dessen Meinung sich die Richter*innen zumeist in ihrem Urteil berufen. 400 Millionen Euro war BMW die Investition vor 6 Jahren wert, zurückzuzahlen haben sie von den Zuschussmitteln jedenfalls nichts, denn diese wurden noch gar nicht vollumfänglich ausgezahlt. Eine lenzgültige Entscheidung aus Luxemburg wird wohl erst nach Ende der diesjährigen Sommerpause zu erwarten sein, auch wenn sie eigentlich schon abzusehen ist (BMW war bereits in erster Instanz gescheitert).

Quellen: "BMW droht Schlappe vor EU-Gericht: Beihilfe für Ausbau in Leipzig war zu hoch", F. Johannsen, LVZ 4.4.19; "Presswerk für Porsche kommt nach Halle", A. Dunte, ebd.; Fotos: Von Bahntech - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56416466; Von M(e)ister Eiskalt - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31713263

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wahlverwandschaften

Wie die Bundesregierung sich von der Autolobby lossagte - eine Trennungsgeschichte Türe zu: Bundeskanzlerinnenamt in Berlin Wenn die Autolobby aus Frankfurt am Main gen Berlin gepilgert ist, wurde ihr meist sogleich eine Privataudienz bei der Kanzlerin und ihren Minister*innen gewährt. Gerne unterhielten sie sich in vertrauter, gar ganz privater Runde, ohne den üblichen formellen Schnickschnack drumrum. Was wurde nicht pleniert in den letzten Monaten und Jahren, um der angeblich letzten verbliebenen deutschen Schlüsselindustrie ein möglichst weiches Bett zu bereiten. Seit einem Jahr gibt es die "Konzentrierte Aktion Mobilität" bei der sich die Autofunktionär*innen regelmäßig mit der bundesdeutschen Politelite zusammensetzen. Dort solle es zwar um Innovationen gehen, doch Klimawandel und Mobilitätswende sind kein Thema. Über die Inhalte der Verhandlungen herrscht eh seit jeher Schweigen. Umwelt- oder Verbraucherschutzverbände, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen

Geteiltes Leid

In der Corona-Krise hat es zwei Verkehrsträger besonders getroffen: Sharing Fahrzeuge und Straßenbahnen. Vorschläge für einen Neustart. Die Paketflut in Deutschland und überall in der westlichen Welt nimmt stetig zu. Durch das Corona-Virus wurde dieser Trend noch verschärft. Alle Geschäfte blieben zu und die Menschheit hatte viel Zeit um online auf Einkaufstour zu gehen. Gleichzeitig nahmen in den öffentlichen Verkehrsmitteln immer weniger Leute platz. Entweder weil sie einfach keine Wege mehr zu erledigen hatten, oder weil ihnen das Risiko einer Infektion zu groß war.  Seit neustem mit Sitzplatzgarantie: Straßenbahn Wieso also nicht den Pakettransport auf die Schiene verlegen? Für den Fernverkehr wird das mit Güterzügen seit jeher so gehandhabt. Im Zuge der Mobilitätswende und immer voller werdenden Städten, wäre es an der Zeit auch über eine solche Lösung nachzudenken. Gleichzeitig könnten die Einnahmeausfälle der Verkehrsunternehmen etwas gesenkt werden. Sind die Pakete e

Radloses Europa.

Ein Weiter wie bisher darf es in der Automobilindustrie nicht mehr geben - das schadet den Beschäftigten und der Umwelt Es gibt 17 Nachhaltigkeitsziele, die sich die UN bis 2030 gesetzt hat. 11 davon, so ist sich der ehemalige Außenminister von Dänemark sicher, sind alleine durch Radfahren zu erreichen. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass sich alle Welt zu Hause auf den Hometrainer schwingt und vor der Glotze Strom für die eigene Leselampe erzeugt. Es geht vielmehr darum, die Bewegung- oder besser die Fahrgewohnheiten von Millionen Menschen langfristig zu verändern.  Vorbildlich: Radweg in Kopenhagen-Zentrum Der Grund warum dieser Bericht in Dänemark beginnt, ist, dass dort bereits vier von fünf Einwohner*innen den Drahtesel für ihre täglichen Wege nutzen. Zweiräder haben hier Vorfahrt, zu mindest in der Hauptstadt. Das auch auf dem Lande die Freude am zweirädrigen Gefährten aufkommt, dazu später mehr. Während in Kopenhagen der Minister also mit dem Fahrrad zum Termin ersch