Bald sollen auch LKW mit elektrischer Oberleitung vorankommen - ein sinnvolles Modell?
Hier rollt er noch: O-Bus in der Ukraine |
Zu Zeiten als es noch eine geteilte Welt gab, die sich in Ost und West aufspaltete, war es im erstgenannten Teil Europas gang und gäbe, dass sich die Menschen morgens in O-Bussen zur Arbeit bewegten. Diese wurden genau wie die Straßenbahnen an Oberleitungen durch die Stadt geführt und waren deshalb nicht nur abgasfrei, sondern auch deutlich leiser als ihre Verbrennerkollegen, im Unterhalt aber doch deutlich günstiger als die Tatras, denn schließlich musste kein Schienennetz aufwendig in Schuss gehalten werden.
Nun, nachdem aus den meisten Städten zwischen Polen und Weißrussland die alten Gefährten verschwunden sind, kommt die Idee mit der Oberleitung in einem anderen Kontext wieder zum tragen. Sie sollen das LKW-Problem etwas erträglicher machen, denn die Brummis sind hauptverantwortlich für die Emissionen, welche den Städten hierzulande zum Himmel stinken. Mit rund einem Drittel aller CO2-Emissionen im Verkehrssektor bekleckern sich die Gütertransporter nicht gerade mit Ruhm, Dank der neuen Technik könnte sich dieser Anteil allerdings um 25% verringern.
Bald auch auf der Autobahn: Oberleitungen |
Eine erste Teststrecke gibt es in Deutschland bereits, sie ist 5 km lang und befindet sich auf einer der meist befahrenen Streckenabschnitte der A5. Von Langen/Mörfelde bis Weiterstadt reihen sich die Oberleitungsmasten dicht an dicht, welche die LKW sowohl mit Strom für die laufende Fahrt als auch für die Ladung der Batterie versorgen, so dass diese auch nach Ende der Stromabnahme am Führdraht noch elektrisch weiter rollen können. Wenn dann immer noch Energie benötigt wird kann Dank Hybridantrieb der normale Dieselantrieb zugeschaltet werden. Zukünftig dürfte der nach den Vorstellungen der Projektleiter allerdings gar nicht mehr benötigt werden, da das Oberleitungsnetz dann flächendeckend installiert sein sollte und auch von Fernbussen mitbenutzt werden kann. Bei mehreren 1000km Autobahnnetz in Deutschland kann das aber noch eine ganze Weile dauern und das Klima wartet nicht, besonders im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele von Paris und dem Plan des Bundes zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Immerhin kommen in naher Zukunft zwei weitere elektrifizierte Streckenabschnitte hinzu, das Umweltministerium fördert das Projekt mit insgesamt gut 30 Millionen Euro, doch die Hersteller weigern sich bisher auf die Technologie umzurüsten. Bisher gibt es lediglich einen LKW der Marke Scania, welcher zu Testzwecken auf dem eHighway rollt. Wieder einmal scheint die Wirtschaft also einen wichtigen Trend zu verschlafen und es zeigt sich, dass alleine mit Anreizen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Wenn die Autobauer nicht von selbst handeln wollen, dann muss der Staat eben etwas härter durchgreifen, wenn er nicht selbst auf der Verliererseite stehen will. Zumal der Ausbau, bzw. die bloße Instandhaltung der Schieneninfrastruktur, welche eigentlich zur Entlastung der Straßen beitragen soll, ebenso schleppend vorangeht, weil es seit Jahrzehnten an den nötigen Investitionen und dem Willen mangelt, schnell Veränderungen herbeizuführen.
In Fernost ist man - wie meistens - schon deutlich weiter. Hier gibt es die allererste Solarautobahn. Die Panels sind im Boden eingelassen und versorgen die darüber rollenden Fahrzeuge induktiv mit Strom für ihre Batterien und halten im Winter die Fahrbahndecke zugleich noch eisfrei. Freilich kein massentaugliches Konzept aber ein Lösungsweg von vielen, um der Klimaerwärmung und Luftverschmutzung den Kampf anzusagen.
Quellen: LVZ, 1./2.6.19, S. Fröhlich "Immer mit dem Strom fahren"; Fotos: Von MBxd1 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11484744; Von Grzegorz W. Tężycki - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17002381
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