Volkswagen und seine Konzerntöchter wollen in eine saubere Zukunft starten
Zurückhaltender soll das neue Firmenemblem von Volkswagen sein, ganz im Gegensatz zur Offensive in der Elektromobilität. Während man* sich beim Marketing bescheidener zeigt, geht es in punkto E-Fahrzeuge gar nicht groß genug. Bis in 10 Jahren will VW an die 70 rein elektrisch betriebenen Modelle auf den Markt bringen. Alleine bis ins Jahr 2022 dürften es über 30 sein, alle auf Basis des Modularen Elektrobaukastens (MEB). Dieser ist nicht nur die Grundlage für die neuen Produktionslinien im Elektrosegment, sondern auch ein Garant für mehr Effizienz im Unternehmen. Das Montieren von E-Flitzern bedarf ohnehin geringerem Personalaufwand, da es deutlich weniger Teile zusammenzubauen gibt. Dank des MEB wird nun die Produktion auch noch zusätzlich vereinheitlicht und damit weniger personalintensiv. Bisher haben die Wolfsburger für dieses offenkundige Problem noch keine Lösung gefunden und distanzieren sich lediglich von Betriebsbedingten Kündigungen als letztes Mittel. Angesichts der hohen Dividenden und Gewinne des Unternehmens muss das wie Hohn in den Ohren der Beschäftigten klingen.
Im sächsischen Zwickau mussten sich diese erst kürzlich einem riesigen Umschulungsprogramm unterziehen, denn bereits ab November läuft hier der neue elektrische Mittelklassewagen ID.3 vom Band. Im Frühjahr soll mit der Auslieferung begonnen werden. Sukzessive wird die Montage auf sechs unterschiedliche Elektromodelle für drei Marken des Unternehmens ausgeweitet, mit der Vision jährlich 330.000 Fahrzeuge in Zwickau zu bauen, alle emissionsfrei, von der Herstellung bis zum Betrieb. Währenddessen wird in Salzgitter die erste Batterizellenfabrik eines deutschen Herstellers überhaupt gebaut. Bisher hatten sich von Bosch bis Daimler alle aus dem risikoaversen Metier zurückgezogen, da die Kosten bei nicht kalkulierbarem Erfolg zu groß und die Erfahrung zu gering schienen.
Unterdessen geht nach dem Audi e-tron nun auch bei der Konzernschwester Porsche das allererste rein elektrische Modell in die Fertigung. Der E-Taycan wird ab Werk Stuttgart die Hallen verlassen und an die Kund*innen ausgeliefert. Dafür investierte das schwäbische Unternehmen 700 Millionen Euro für eine neue Montage und Lackiererei.
Ab 2022 soll dann der E-Macan folgen, welcher am Leipziger Standort produziert werden dürfte. Schon jetzt wurde aber ein 5 Millionen Euro teurer Ladepark in der Messestadt eröffnet. Bis Oktober stehen hier dann 18 Schnellladesäulen mit einer Gesamtleistung von sieben Megawatt für alle vorbeifahrenden E-Flitzer bereit, außer natürlich für Porsche-Modelle selbst, denn die gibt es ja noch gar nicht. Innerhalb einer Viertelstunde können die Akkus 80% ihrer Kapazität laden, um die nächsten 500km Weg zu meistern. Eine effizientere Technologie gibt es derzeit nicht. Die 350 Kilowatt pro Stunde erzeugen eine so hohe Fließgeschwindigkeit des Stroms, dass die Systeme gekühlt werden müssen, um nicht zu überhitzen. Laut Werksleiter Gerd Rupp sei der Stromverbrauch mit einer "mittleren Kleinstadt" vergleichbar. Die Super-Charger sollen aber nicht nur hungrigen E-Flitzern zum weiterkommen verhelfen, sondern auch als Attraktion für das hiesige Werk des Autobauers dienen und mehr Menschen ins nahegelegenen Kundenzentrum, das "Porsche-Ufo" locken. Dem Diesel hat Porsche schon seit einiger Zeit Adieu gesagt, bleibt nun zu hoffen, dass es mit dem umweltfreundlichen Stromantrieb ebenso schnell vorangeht, wie mit der dazugehörigen Ladeinfrastruktur.
Quellen: "VW geht mit ID.3 ins Elektro-Zeitalter - Serienfertigung ab November in Zwickau" J.-H. Petermann; LVZ 10.9.19; "Porsche baut in Leipzig Europas größten Ladepark für E-Autos" F. Johannes, LVZ 28.8.19; Fotos: Von Jonas Witt - Flickr, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1033689; Von Matti Blume - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77213248
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