Direkt zum Hauptbereich

Bereit bei Abholung

Die mitteldeutschen Autobauer in der Krise - 

Absatzzahlen so schlecht wie nie in der letzten Dekade



Wuchs, wenn auch wenig - die Produktion der Gläsernen
Manufaktur in Dresden.
Wie im Wettergeschehen üblich, so soll auch das Produktionstief der hiesigen Autobauer nur ein vorübergehendes, wenn auch heftiges sein. Gerade die beiden Werke in Eisenach und Zwickau waren 2019 weit unter ihre Vorjahresproduktion gerutscht und von einstigen Bestmarken um Längen entfernt. Bei Opel in Thüringen liefen wegen der dreimonatigen Produktionspause nur 60.000 Fahrzeuge vom Band. Durch die Modellumstellung auf den Grandland X hieß das ein Minus von 25.000 Wagen. Nach dem Auslaufen von Corsa und Adam startet die Produktion nun aber wieder durch. 
In Zwickau ist die Werksleitung ähnlich optimistisch schon in diesem Jahr 100.000 E-Mobile herzustellen. Perspektivisch soll die Kapazität bis 2022 bei 330.000 Fahrzeugen pro Jahr liegen. 
Im Dresdner Werk konnte der Output im Vergleich zum Vorjahr sogar noch gesteigert werden, bleibt mit rund 16.000 Stück aber weit hinter den anderen mitteldeutschen Produktionsstätten. Bei Porsche hielt sich die Zahl der gefertigten Wagen konstant bei annähernd 130.000, dürfte mit dem E-Macan aber auch weiter anziehen. BMW ging 2019 erstmalig als größter sächsischer Autobauer vom Platz und konnte 230.000 Fahrzeuge ausliefern. 
Sowohl Porsche als auch BWM waren ebenfalls mit dem Um- und Ausbau ihrer Werke befasst, konnten diesen aber weitestgehend bei laufendem Betrieb abwickeln. BMW konnte die Produktion dabei von knapp 1000 auf 1100 Fahrzeuge pro Tag steigern und will die Erweiterung bis Mai endgültig abschließen. 
Mitteldeutschlands Fahrzeugbauer mussten dennoch eine deutlich größere Produktionsdelle hinnehmen als dies im Rest der Republik mit nur neun Prozent weniger Autos der Fall war, wie der Branchenverband VDA bekannt gab. 2015 produzierten die Werke noch 730.000 Autos, 2019 dann nur noch 606.000. 
Opel Eisenach hatte schon besser Zeiten, blickt aber
optimistisch in die Zukunft
Die Opelianer aus Thüringen wollen dem Trend durch mehr Export nach Lateinamerika etwas entgegensetzten. Der Grandland X ist dabei eines von vier Opel Modellen die künftig in Ecuador und Kolumbien zu haben sein sollen, weitere dürften folgen und auch bei den beiden benannten Ländern soll es nicht bleiben. Opel-Chef Michael Lohscheller kündigte an, dass weitere 20 Staaten in Asien, Afrika und Südamerika hinzukommen sollen, in denen Opel bisher nicht präsent war. Schon letztes Jahr ging der erste Opel gen Russland. Die bisherige Exportmüdigkeit wurde damit begründet, dass der frühere Opel-Eigner General Motors den Verkauf außerhalb Europas untersagt hatte. Auch in den Übernahmeverträgen mit PSA aus Frankreich steht diese Prohibition. Allerdings beschränkt auf Modelle, die noch mit Technik von GM ausgestattet sind. In dem Wagen aus Eisenach schlummert jedoch schon die Ausrüstung von Citroen und Peugeot. Ob die Exportausrichtung auch die künftige Produktion in Thüringen sichern wird, ist zu hoffen. Bisher sei der Plan, die Produktion auch dort zu belassen und nicht in die Exportstaaten auszulagern, so der Opel-Boss weiter. 





Quellen: "Autoproduktion in Mitteldeutschland bricht ein" LVZ Johannsen, F. 12.3.20; "Opel Eisenach baut jetzt auch Autos für Kolumbien und Ecuador" LVZ Johannsen, F.  12.2.20; Fotos: Von Photo by CEphoto, Uwe Aranas or alternatively © CEphoto, Uwe Aranas, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34714221Von Rainerhaufe - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58917592

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kauflaune im Schneckentempo

Die Autoverkäufer*innen in der Krise. Auch die Autohäuser dürfen dieser Tage ihre Pforten wieder öffnen. Doch bloß, weil jetzt wieder Wagen vom Hof rollen können, heißt das nicht, dass auch die Kundschaft den Weg in die Verkaufsräume findet. Die Absatzzahlen der Händler*innen brachen in den letzten Monaten um bis zu drei Viertel ein. Viele Unternehmer*innen sahen ihre Liquiditätsreserven sukzessive dahinschmelzen. Wer nicht gut vorgesorgt hatte, dem blieben nur ein Kredit oder die Insolvenz.  Eine Abwrackprämie, wie sie bereits vielfach von der Autolobby bei Geheimgesprächen im Kanzlerinnenamt gefordert wurden, lehnen die Autoverkäufer*innen jedoch kategorisch ab. Sie haben bereits nach der ersten Zahlung dieser Art im Zuge der Finanzkrise 2009 schlechte Erfahrungen machen müssen. So bezeichnet ein Leipziger Autohausbesitzer die Abwrackprämie als „den größten Blödsinn“. Damals hätten sich alle einen Neuwagen zugelegt und danach wäre absolute Flaute gewesen. Stehen, dami...

Wie sauber darf es sein?

Während die Erderwärmung voranschreitet, streiten Expert*innen noch immer über die richtige Antriebsart als Antwort darauf Hätte Rudolf Diesel seinerzeit gewusst, welches Explosionspotenzial in seinem Selbstzünder steckt, er hätte sich dessen Entwicklung wohl zweimal überlegt. Dass die Tage des Dieselmotoren über kurz oder lang gezählt sind, dürfte mittlerweile jeder*m klar geworden sein. Natürlich, seine Energiedichte ist hervorragend und so schlägt er den Benziner bei Abgaswerten um Längen. Wären da nicht die Stickoxide, denen zwar mit chemischen Katalysatoren ein bisschen Volumen genommen werden kann, deren Bändigung aber auch entsprechend teuer ist. Die Grenzwerte geben eine Weiterentwicklung der Technologie langsam nicht mehr her und so bleibt nur, sich um eine Alternative zu bemühen. Einer der ersten Hybridwagen von Porsche  Ganz vorne im Rennen um die Technologie der Zukunft, bewegen sich die klassischen Elektroautos. Sie gibt es heute schon Serie und dank des ID....

Luft rauslassen

Die Automobile Welt in der Post-Corona-Zeit oder doch noch mittendrin. Mit jedem einzelnen der 5400 Beschäftigten, geht das Leipziger BMW-Werk wieder an den Start. Bilder wie beim Fleischverwurster Tönnies will die Betriebsleitung hier unbedingt vermeiden. Deshalb setzt der Chef des sächsischen Werkes auf umfangreiche Schutzmaßnahmen, so etwa 100 Meter Plexiglasscheiben, die sich über das gesamte Werk verteilen. Dazu kommen ein verkürztes Zwei-Schicht-System und ausreichend Abstand zwischen den Mitarbeitenden. Das hat zur Folge, dass im Moment statt den üblichen über 1000 Fahrzeugen nur 650 vom Band rollen. Die wirkliche Ursache liegt jedoch nicht in den Hygieneregeln, sondern darin begründet, dass der Absatz bei BMW um die Hälfte eingebrochen ist und das weltweit. Wann es wieder bergauf geht, kann noch nicht gesagt werden. Es hängt sicher auch von der Wirksamkeit des von der Bundesregierung beschlossenen Elektroauto-Konjunkturpakets ab.  BMW in Leipzig: Jetzt wieder mit ...