Direkt zum Hauptbereich

Stillstand.

Auch die Automobilbranche leidet unter der Coronakrise


Erst vor wenigen Tagen verkündete VW-Konzernchef Herbert Diess die für das Unternehmen überaus erfreulichen Konzernzahlen des vergangenen Jahres. Demnach konnte der weltweit größte Autobauer vor allem im Luxus- und LKW-Segment seine Gewinne steigern. Auch für 2020 gaben die Vorstände des Wolfsburger Autobauers optimistische Prognosen ab. Diese dürften spätestens seit heute jedoch Schnee von gestern sein. 
Wie hier bei Mercedes in Rastatt stehen bald an vielen
Standorten der Autobauer die Bänder still
Bei Volkswagen lief die letzte Schicht und auch bei Audi in Ingolstadt und Neckarslum stehen ab Morgen die Bänder für zwei bis drei Wochen still. Wie lange der Produktionsstopp genau dauert, kann auch bei VW keiner sagen. In China hingegen läuft sie langsam wieder an. Die Infektionszahlen im Reich der Mitte sinken seit einigen Tagen wieder, während sie hierzulande rasant ansteigen. 
Zwar hatte VW in den vergangenen Tagen die Hygienemaßnahmen in seinen Werken bereits verschärft, etwa durch Abstandsregelungen und geschlossene Kantinen. Doch der Betriebsrat machte Druck, dass dies nicht ausreiche, um die Mitarbeiter*innen umfänglich zu schützen. Zudem waren zwei Erkrankungen mit dem Corona-Virus an unterschiedlichen Standorten bekannt geworden. Auch in anderen europäischen Ländern wird die Produktion vorerst gestoppt, darunter Spanien und die Slowakei. 
Bei Daimler wurde bereits am Dienstag das Ende der Produktion in weiten Teilen Europas verkündet. So wollen die Stuttgarter auf den drohenden Nachfrageausfall reagieren und die Liquidität sichern. Vom Gesundheitsschutz der Mitarbeiter*innen war ironischerweise nur am Rande etwas zu lesen. Auch hier führte maßgeblich der Unmut der Beschäftigten zu dem rigorosen Schritt.
Damit kommt der Großkonzern einem ohnehin drohenden Produktionsstopp mangels lieferbarer Teile zuvor. Die Hälfte der örtlichen Zulieferbetriebe spürt bereits den ausbleibenden Nachschub aus China. Dank des langen Seewegs von sechs Wochen kommen zwar jetzt noch Anfang des Jahres dort produzierte Teile an, der Puffer dürfte aber schon bald aufgebraucht sein. Zumal alle Betriebe voneinander abhängig sind. Mag das Teil auch noch so klein sein, kann doch das ganze Auto nicht zusammengebaut werden, wenn es fehlt. 
Viele Betriebe versuchen den Produktionsausfällen mit Überstundenabbau und der Beantragung von Kurzarbeitergeld entgegenzuwirken. Ein Großteil der u.a. im Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen organisierten Firmen blickt demnach auch noch optimistisch in die Zukunft. Das liegt auch daran, dass in China die Produktion langsam wieder hochgefahren wird, das nützt allerdings nichts, wenn die Wirtschaft hier erst so richtig lahmgelegt wird. 
Besonders für die Beschäftigten gilt es jetzt einen langen Atem zu behalten. Solidarität mit ihnen ist in diesen Tagen besonders wichtig. Im Sommer wissen wir dann mehr mehr. 


Quellen: Johannsen, F. LVZ 13.3.20 "Sachsens Autozulieferer leiden unter Coronavirus"; https://www.n-tv.de/wirtschaft/VW-stellt-ab-Samstag-Produktion-ein-article21647406.html; https://bnn.de/nachrichten/suedwestecho/coronavirus/daimler-stellt-wegen-der-coronakrise-grossteil-der-produktion-in-europa-ein; Fotos: Von Martin Dürrschnabel - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26140337

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wahlverwandschaften

Wie die Bundesregierung sich von der Autolobby lossagte - eine Trennungsgeschichte Türe zu: Bundeskanzlerinnenamt in Berlin Wenn die Autolobby aus Frankfurt am Main gen Berlin gepilgert ist, wurde ihr meist sogleich eine Privataudienz bei der Kanzlerin und ihren Minister*innen gewährt. Gerne unterhielten sie sich in vertrauter, gar ganz privater Runde, ohne den üblichen formellen Schnickschnack drumrum. Was wurde nicht pleniert in den letzten Monaten und Jahren, um der angeblich letzten verbliebenen deutschen Schlüsselindustrie ein möglichst weiches Bett zu bereiten. Seit einem Jahr gibt es die "Konzentrierte Aktion Mobilität" bei der sich die Autofunktionär*innen regelmäßig mit der bundesdeutschen Politelite zusammensetzen. Dort solle es zwar um Innovationen gehen, doch Klimawandel und Mobilitätswende sind kein Thema. Über die Inhalte der Verhandlungen herrscht eh seit jeher Schweigen. Umwelt- oder Verbraucherschutzverbände, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen

Aufs Korn genommen

Martin Winterkorn ist und bleibt eine zentrale Figur im VW-Skandal -Eine Chronologie der Ereignisse- dunkle Wolken über dem VW-Stammwerk in Wolfsburg Seit gut dreieinhalb Jahren laufen die Ermittlungen im Diesel-Skandal rund um den VW-Konzern am Landgericht Braunschweig. Ungefähr so lange ist es auch her, dass einer der größten Betrugsfälle in der Geschichte dieses Landes aufgedeckt wurde. Die Schuldfrage ist bis heute nur schemenhaft geklärt, im Kreise der Verdächtigen befinden sich zahlreiche Personen. Menschen aus allen Etagen des Weltkonzerns - vom kleinsten Ingenieur, bis zum Vorstand. Der Spuk begann bereits Ende 2006, als die "Akustikfunktion" erstmals ihren Weg in den neuen Dieselmotor EA189 fand, mit dem der amerikanische Markt erobert werden sollte.  Im gleichen Jahr traten neue, strengere Abgaswerte in Kraft, welche in Übersee noch deutlich ambitionierter ausfielen als in der EU. Bei VW war klar, dass der neue Dieselmotor diese unter normalen Umständen

Strom für Brandenburg

Teslas Traum: eine Fabrik für 5000 Leute in der Nähe von Berlin Mehr Rot in Grünheide - Tesla kommt Normalerweise geht es im brandenburgischen Grünheide eher beschaulich zu. Einzig die alte Obstsorte "Apfel aus Grünheide" verschaffte dem 8000 Einwohner*innen zählenden Ort einstmals überregionale Bekanntheit - wohl aber eher in sehr ausgewählten Fachkreisen. Seit Anfang November ist nun alles anders. Der amerikanische Milliardär, Erfinder und Lebemann Elon Musk verkündete die Ansiedlung der ersten Tesla Fabrik in Europa genau an diesem unbefleckten Stück Erde. Ausschlaggebend für ihn sei die Liebe zu Berlin (nur wenige Kilometer entfernt) und die gute Infrastruktur (Bahnstrecke, Autobahn) gewesen.  Einstweilen wird Tesla nachgesagt, sich im Einheimsen von Subventionen recht findig zu zeigen. Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) winkte aber ab und beteuerte bei seiner "Erfolgsverkündungs-Pressekonferenz", es habe keine Bevorteilung für die Kalifornier gegeben,