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Maskerade

Die Produktion in den Autowerken läuft wieder. 


Seit einer Woche läuft die Fahrzeugmontage des E-Autos ID.3 im Zwickauer Werk von VW wieder. Statt wie vor der Corona-Zeit 150 Autos pro Schicht zu bauen, sind es aktuell nur 50. Das liegt vor allem daran, dass das Band im Moment nur mit der halben Geschwindigkeit läuft, um den Abstand von 1,5 Metern zu wahren. Dieser ist überall am Boden durch gelbe Streifen gekennzeichnet, kann aber nicht immer eingehalten werden. Wo das der Fall ist, sind die Mitarbeiter*innen verpflichtet einen Mundschutz zu tragen, so etwa beim Einbau der Scheinwerfer. 

VW Zwickau: Die Schornsteine rauchen wieder
Von 8000 VW-Angestellten alleine in Zwickau konnten bisher nur 1500 wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, da im Moment nur im Ein-Schicht-Sytsem gearbeitet wird, um unnötige Kontakte zu vermeiden. Vielen Arbeiter*innen fehlte der gewohnte Tagesablauf und das Wissen darum, etwas sinnvolles tun zu können, meint der Betriebsratsvorsitzende bei VW-Zwickau Jens Rothe. So war das Werk im Erzgebirgsvorland auch das erste überhaupt, welches die Produktion wieder aufnahm. Inzwischen läuft die Montage wieder in allen Werken der Wolfsburger. Audi hat diese Woche nachgezogen, ebenso Porsche und BMW. Daimler folgt dann am Montag und wann es bei Opel weitergeht ist noch völlig offen. Bis Jahresende wollen sie bei Volkswagen ihre Leistung wieder auf ein Maximum hochgefahren haben. So sollen dann etwa in Zwickau 250 Wagen pro Schicht zusammengebaut werden, bei einem Drei-Schicht-System. 
Autohäuser haben im Moment nicht gut Kirschen essen.
Doch die optimistische Aussicht kann nur gehalten werden, wenn die jetzt wieder zusammengeschraubten PKW auch einen angemessenen Absatz finden. Der aber, so die Vermutung von Expert*innen, dürfte in nächster Zeit massiv einbrechen. Damit eine Preisschlacht der Autohändler und Hersteller um die niedrigsten Preise für die dreckigsten Autos vermieden wird, diskutiert die Politik bereits über etwaige Kaufanreize. 2.500 Euro wurden damals an Abwrackprämie gezahlt, diesmal soll es mehr werden und zu anderen Konditionen. Welche das sein sollten, darüber berät die Bundesregierung am 5. Mai mit den Autobossen der großen Konzerne. DIE LINKE. unterstützt den Ansatz besonders CO2-arme Wagen zu fördern, insbesondere E-Autos, aber wenigstens all jene, die den CO2-Flottengrenzwert von 95g/km einhalten. Luxuskarossen in SUV-Größe braucht keiner mehr. Zumal diese von einem Großteil der Bevölkerung sowieso nicht zu bezahlen sind, ob mit oder ohne Prämie. Außerdem sollte der Dieselpreis endlich an den von Benzin angepasst werden. Der steuerliche Unterschied ist nicht länger hinnehmbar. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Autokäufe ist der falsche Weg. Wieso sollten für Autos plötzlich keine Steuern gezahlt werden, während Frauen Jahre darum kämpfen mussten, dass die Umsatzsteuer auf Hygienartikel wenigstens auf 7% gesenkt wird? Es wäre ein Skandal. 

Quelle: LVZ 24.4.20 "Mit Maske und Mindestabstand: VW in Zwickau produziert wieder." F. Johannsen und C. Drescher; LVZ 24.4.20 "Corona-Prämie für neue Autos: Was Sie wissen müssen." F.-T. Wenzel; Fotos: Von User:Kolossos - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3970815; Von André Karwath aka Aka - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2572991

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