Wie die Autoindustrie Corona für sich nutzt
Auch bei Porsche in Leipzig läuft seit Montag die Produktion wieder. Bis Mittwoch wurden sukzessive alle Bereiche des Werks hochgefahren. Schon jetzt aber denkt der Produktionsvorstand der VW-Tochter über eine Ausweitung der Herstellung nach. Laut O-Ton haben die Mitarbeiter*innen ein prall gefülltes Auftragsbuch vor sich liegen, dass im Zweifel mit Wochenende- und Nachtarbeit abgearbeitet werden müsse. Wie passt das mit dem Klagen des Verbands der deutschen Autoindustrie zusammen, der sich erst vor wenigen Tagen zum Autogipfel mit der Bundesregierung, inklusive der Kanzlerin getroffen hatte? Und wie wird sich das auf die Beschäftigten auswirken, deren Arbeitsschutz unter dem Deckmantel der ökonomischen Krise aufgeweicht wird.
Besonders in Bayern beliebt: Dienstwagen von BMW |
Von Branchenseite heißt es eigentlich im Moment, dass die Nachfrage absolut im Keller sei und eine Staatshilfe in Form der Abwrackprämie aufgelegt werden solle. Doch insbesondere in China haben fast alle Händler neue Bestellungen aufgegeben und auch die Produktion kann dank beseitigter Zuliefererengpässe wieder reibungslos laufen.
Hat auch die Produktion wieder angefahren: Porsche in Stuttgart |
Dazu gab die sächsische Polizei etwa jüngst einen Großauftrag an VW. Im Rahmen der Beschaffung von Dienstfahrzeugen sollen 10 Millionen Euro investiert werden. Die VW-Sonderfahrzeuge kommen dabei aus einem eigenen Werk bei Zwickau. In St. Egidien bauen 40 Mitarbeiter*innen die Fahrzeuge so um, dass sie von Polizei, Feuerwehr und Co. genutzt werden können. Laut Herstellern geht es dabei aber eher um die Außenwirkung und Imagepflege, da der Staat kräftige Mengenrabatte erhält und die Umrüstung sehr teuer und aufwendig sei.
Immerhin halten die Bundesbehörden den hiesigen Herstellern die Treue. Auf Rang 1 platziert unangefochten Volkswagen, auf den Rängen 2 und 3 folgen Mercedes und BMW. Die letztgenannten sind denn auch weniger bekannt für Fahrzeuge aus dem Niedrigpreissegment. Zudem ginge der Trend bei den Ordnungshüter auch mehr und mehr in Richtung großer, schwerer, teuer und vor allem schmutziger SUV. Obwohl diese doch eigentlich aus den Städten verschwinden sollen - vielleicht um den Fahrzeugen der Behörden Platz zu machen? Allerdings merke man* auch eine verstärkte Nachfrage für Hybride und Elektrowagen, so die Fahrzeugbauer weiter. Diese sollen künftig auch im Werk bei Zwickau umgerüstet werden, neben den herkömmlichen Diesel und Benziner Modellen.
Indes wie sich die Corona-Pandemie wirklich auf die Hersteller auswirkt, so müssen selbst die Autobauer zugeben, ist im Moment noch nicht absehbar. Mit plumpen Prämienzahlungen beim Autokauf nach dem Gießkannenprinzip ist jedenfalls niemandem geholfen.
Quelle: "Autobauer Porsche startet am Montag in Leipzig wieder durch", LVZ 30.4.20 A. Dunte; "Die Polizei fährt Volkswagen vor allem aus Sachsen", LVZ 10.1.20 F. Johannsen und Christof Rührmair; Fotos: Von User:Mattes - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1912430; Von Str1ke - Flickr, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1877972
Kommentare
Kommentar veröffentlichen