Der neue harte Hund an der VW-Konzernspitze.
Viele "Ohs" und "Ahs" ließen sich aus den Räumen der VW-Vorstandssitzung in Wolfsburg vernehmen, als die Damen und Herren Vorstände zu ihrer wöchentlichen Sitzung zusammentrafen. Der Vorstandsvorsitzende Hans Dieter Pötsch persönlich war gekommen, um den Rauswurf des alten und die Einsetzung des neuen VW-Chefs zu verkündigen. Dieser heißt fortan Herbert Diess. Matthias Müller muss also seinen Hut nehmen und sich aus dem Konzern verabschieden (siehe vorheriger Beitrag). Doch wer ist die neue Nummer 1 in Wolfsburg?
Einst kam der in München geborene Manager von BMW zu VW, mit dem Versprechen bei guter Leistung Chancen auf den Chefsessel zu erhalten. Ihm gelang als VW-Marken Manager die Kosten seines Konzernbestandteils deutlich zu senken, außerdem schaffte er es endlich die Konkurrenzsituation zwischen den Konzernschwestern Skoda und VW zu entschärfen, obwohl dies eigentlich Müllers Aufgabe gewesen wäre. Sicher ist Diess kein Visionär, doch immerhin ein Mann der schnellen Entscheidungen, eine Eigenschaft, die man bei Müller vergebens suchte. So erhoffen sich die Familien Porsche und Pietsch, welche immer noch eine wichtige Rolle im Aufsichtsrat spielen, endlich einen Wandel des Autobauers in Richtung Zukunft, um den Ballast der letzten Jahre loszuwerden.
Fast wäre es jedoch nie zu einem derartigen Personalwechsel gekommen, hatte sich der 58-jährige doch mit dem Betriebsrat dermaßen überworfen, dass er von der Belegschaft verhasst war und bei Betriebsversammlungen ausgebuht wurde. Nur dank der Patriarchen im Aufsichtsrat konnte er seine Anstellung behalten. Schließlich gelang ihm der Coupe, einen Waffenstillstand mit dem Vorsitzenden des Betriebsrates Bernd Osterloh auszuhandeln, denn es herrschte unter Beiden Einigkeit darüber, dass Entscheidungen schneller getroffen und der Konzern gestärkt werden müsse. Wie lange die Ruhe hält bleibt abzuwarten.
Herbst Diess ist auch als Chamäleon bekannt, so wechselt er zwischen den Positionen stets so hin und her, wie es ihn gerade am besten nach vorne bringt. Ein Beispiel ist seine Haltung zur Elektromobilität, war er bei BMW noch ein glühender Verfechter der alten Technologien, so zeigt er sich bei VW als Zukunftsgestalter, indem er auf Technikmessen referiert und und seine Meinung in Talkshows vorträgt.
Es bleibt aber abzuwarten, wie sich der neue oberste Manager im Konzern macht, schließlich könnte sein Wesen ambivalenter nicht sein, ist er doch auch sehr schwer berechenbar. Ein Wechsel war allemal nötig, ob Diess der Richtige ist, wird nur die praktische Arbeit zeigen. Hoffen wir das Beste.
Quellen: DER SPIEGEL Nr. 16, Simon Hage/Dietmar Hawranek; Foto:https://www.news38.de/Markenchef-Diess-VW-will-Tesla-stoppen.html
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