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Es werden Posts vom November, 2019 angezeigt.

Rollen lassen

Die Städte werden immer voller - jetzt soll Mikromobilität die Rettung bringen Voller wird's nicht. Für Alex* beginnt der Tag früh, oder besser die Nacht, denn schon ab um 3Uhr muss der Berliner mit seinem Transporter auf die Straße, um die E-Scooter, welche er Abends zuvor eingesammelt und über Nacht bei sich aufgeladen hat, wieder an die ihm vorgegebenen Orte zu platzieren. Schafft er es nicht pünktlich, alle Roller in der Stadt zu verteilen, dann drohen ihm Lohnabzüge. Dabei ist das Gehalt schon so nicht üppig. Pro Roller bekommt der junge Mann 4 Euro. Davon müssen allerdings noch die Sprit- und Ladekosten abgezogen werden. Wegen der schlechten Bezahlung kommt es häufig zu Streitigkeiten unter den Einsammler*innen, wenn sich mehrere auf einen Scooter stürzen. Die Miniselbstständigkeit, wie sie auch in der Lieferindustrie häufig kritisiert wird, führt dazu, dass die Beschäftigten weit weg vom gesetzlichen Mindestlohn, der bei über 9 Euro pro Stunde liegt, bezahlt werden

Strom für Brandenburg

Teslas Traum: eine Fabrik für 5000 Leute in der Nähe von Berlin Mehr Rot in Grünheide - Tesla kommt Normalerweise geht es im brandenburgischen Grünheide eher beschaulich zu. Einzig die alte Obstsorte "Apfel aus Grünheide" verschaffte dem 8000 Einwohner*innen zählenden Ort einstmals überregionale Bekanntheit - wohl aber eher in sehr ausgewählten Fachkreisen. Seit Anfang November ist nun alles anders. Der amerikanische Milliardär, Erfinder und Lebemann Elon Musk verkündete die Ansiedlung der ersten Tesla Fabrik in Europa genau an diesem unbefleckten Stück Erde. Ausschlaggebend für ihn sei die Liebe zu Berlin (nur wenige Kilometer entfernt) und die gute Infrastruktur (Bahnstrecke, Autobahn) gewesen.  Einstweilen wird Tesla nachgesagt, sich im Einheimsen von Subventionen recht findig zu zeigen. Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) winkte aber ab und beteuerte bei seiner "Erfolgsverkündungs-Pressekonferenz", es habe keine Bevorteilung für die Kalifornier gegeben,

Sicher fahr ich sicher.

Wer mit dem E-Scooter durch die Straßen brettert, hat gute Chancen den Boden zu küssen. Im Fahrschulauto hingegen herrscht noch die alte Ordnung.  nicht oft in Reih und Glied: E-Scooter Über Parkverbote in Städten hat sich schon so manche*r erregt, doch meist handelt es sich dabei um solche für vierrädrige Vehikel. Berlin geht, oder besser rollt, nun einen Schritt weiter und initiiert am Brandenburger Tor die erste Parkverbotszone für E-Scooter. Man* wolle damit verhindern, dass die sowieso schon überall auf der Straße herumliegenden elektrischen Tretroller ein Durchkommen am Touristen-Hotspot Nr. 1 unmöglich machen. Allerdings sind die zweirädrigen Fortbewegungsmittel nicht nur in ruhender Position eine Gefahr, sondern auch und vor allem, wenn sie benutzt werden. Erste Zahlen ergaben ein fünfmal so hohes Risiko für Unfälle als mit einem herkömmlichen Fahrrad. Dazu kommt noch die Gefährdung anderer Teilnehmer*innen im Straßenverkehr, wenn z.B. Fahrverbote auf Fußwegen missachtet

Brum Brum war gestern

Das Auto hatte seine Zeit, wie es danach weiter geht, ist ungewiss - eine Bestandsaufnahme  Wie sagte Kaiser Wilhelm II. einst noch: "Ich glaube an das Pferd. Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung.", nun die Monarchie und Wilhelm II. als deren personale Inkarnation sind längst verschwunden, Pferde gibt es immer noch, allerdings eher als sekundäres Fortbewegungsmittel, doch das Auto hat sich durchgesetzt. Vom Luxusgut der Oberklasse, entwickelte es sich in den 50er Jahren vor allem in der westlichen Welt zum Massenphänomen der Mittelschicht. Ob VW Käfer in der BRD oder Trabant in der DDR, überall sehnte man* sich nach dem Statussymbol von Moderne und Individualität, auf der einen Seite der Mauer konnte der Weg dahin schon mal 20 Jahre dauern, auf der anderen Seite ging es wohl schneller. Allen Menschen gleich war aber die affirmative Konnotation des Vehikels. In den darauffolgenden Jahrzehnten gelang es - vor allem deutschen - Ingenieur*innen - die Technologien der

Ist das noch Gewerkschaft?

Die großen Arbeitnehmer*innenorganisationen in der Autobranche verlieren zunehmend die Bodenhaftung und damit ihre Legitimation In Deutschland wird schon seit geraumer Zeit die grassierende Tarifflucht der Unternehmen und der geringe Organisationsgrad der Arbeitnehmer*innen in den Betrieben kritisiert. Gerade im Osten der Republik sind weit weniger als 50 Prozent aller Angestellten überhaupt in einem tarifgebundenen Unternehmen beschäftigt. Ganz anders gestaltet sich die Lage hingegen bei den großen Autobauern, bzw. in der Automobilbranche generell. Wer kennt nicht den berüchtigten Betriebsratsvorsitzenden von Volkswagen Bernd Osterloh, der schon bei so mancher Unternehmensentscheidung seine Finger im Spiel hatte. Auch sitzen die Vertreter*innen der Arbeitnehmer*innen in den Aufsichtsräten und haben zig hunderte Vertrauensleute in den Produktionsstätten, welche Missstände an den Betriebsrat weitergeben. Dieser wird mehrheitlich von der IG Metall besetzt, der zugleich größten Einz