Wer mit dem E-Scooter durch die Straßen brettert, hat gute Chancen den Boden zu küssen. Im Fahrschulauto hingegen herrscht noch die alte Ordnung.
nicht oft in Reih und Glied: E-Scooter |
Über Parkverbote in Städten hat sich schon so manche*r erregt, doch meist handelt es sich dabei um solche für vierrädrige Vehikel. Berlin geht, oder besser rollt, nun einen Schritt weiter und initiiert am Brandenburger Tor die erste Parkverbotszone für E-Scooter. Man* wolle damit verhindern, dass die sowieso schon überall auf der Straße herumliegenden elektrischen Tretroller ein Durchkommen am Touristen-Hotspot Nr. 1 unmöglich machen. Allerdings sind die zweirädrigen Fortbewegungsmittel nicht nur in ruhender Position eine Gefahr, sondern auch und vor allem, wenn sie benutzt werden. Erste Zahlen ergaben ein fünfmal so hohes Risiko für Unfälle als mit einem herkömmlichen Fahrrad. Dazu kommt noch die Gefährdung anderer Teilnehmer*innen im Straßenverkehr, wenn z.B. Fahrverbote auf Fußwegen missachtet werden. Darüber hinaus machen die eigentlich so harmlos wirkenden E-Scooter auch noch einen heiden Dreck. Rechnet man* die Ökobilanz von Herstellung und Benutzung bis zur (nicht allzu fernen) Verschrottung, so topen die Roller sogar Dieselbusse, was die CO2-Emissionen anbelangt. Ein neu zugelassenes Auto dürfte mit diesem Wert nicht auf die Straße. Einzig positiv ist der Blick auf die Nutzungsgewohnheiten. Jeder Roller wird etwa 5 mal am Tag ausgeliehen, d.h. sie stehen nicht nur blöd in der Gegend rum und sie werden genau für die Strecken genutzt, die zu lang für einen Fußmarsch und zu kurz für eine Radtour sind. Sollten sie sich aber dauerhaft im Mobilitätsmix bewähren, müssten sie deutlich sauberer, sicherer und klareren Regeln unterworfen werden. Es ist also für Politik und Unternehmen (Tier, Voi, usw.) an der Zeit sich gemeinsam auf vertretbare Lösungen zu verständigen, damit am Ende statt Chaos ein Benefit für alle Städter*innen herausspringt.
Einst für die Prüfung von Dampfkesseln gegründet, sind die Technischen Überwachungsvereine, kurz unter TÜV bekannt, hierzulande nicht mehr wegzudenken. Auch bei jeder Führerscheinprüfung nimmt meist ein älterer, etwas korpulenterer und sehr direkter Herr im Wagen neben dem Prüfling platz. Dann heißt es mit einem Wisch von Dekra oder TÜV entweder "Herzlichen Glückwunsch", oder "Sie sind leider durchgefallen, danke aber trotzdem für die 140 Euro Prüfgebühr".
1. Deutsche Autolenkerschule 1906 |
Manchmal hatte dies schon den Anschein von Allmacht der Prüfer*innen und so manche Fahrerlaubnis hätte eigentlich mit einem zugedrückten Auge noch erteilt werden können. In punkto Fahrsicherheit hingegen stellen die beiden vom Staat mit wichtigen Aufgaben betrauten Unternehmen eine Bank dar. Ihre Siegel stehen für Qualität und Vertrauen. Doch nun könnte es bald vorbei sein mit dem guten alten Prozedere. Nach einer Verordnung des Bundes sind die Mindestkniefreiheitsmaße in E-Autos zu gering für die Prüfenden. Zur Begründung heißt es, dass diese eh schon den ganzen Tag im Auto sitzen müssen und deshalb eine gewisse Bequemlichkeit verdient hätten. Nun stellt sich die Frage, ob der Teufelskreis aus Sitzen und Übergewicht, der das Problem mit der Sitzfreiheit noch zusätzlich verschärft, irgendwie durchbrochen werden kann. Im Moment scheint die Zukunft des E-Autos aber tatsächlich am TÜV-Bediensteten zu scheitern.
Ein gewisser Eindruck lässt sich dabei nicht vermeiden - Geld spielt hier ebenso eine gewichtige Rolle. Frappierend ist, dass Hersteller für ordentlich Kohle eine Zusatzgenehmigung für ihre Modelle erhalten können, wobei dann plötzlich ein bisschen weniger Beinfreiheit auf dem Beifahrersitz kein Problem mehr ist. Auch kostet die Prüfung im E-Mobil für die Fahrschüler*innen noch zusätzlich Schotter, denn auch im Schaltwagen muss eine Prüfung abgelegt werden, ehe der Lappen wirklich gewährt wird. Dieses verkrustete System wäre allemal reformwürdig, doch haben die beiden Unternehmen Dekra und TÜV eine große Lobbymacht im Bundestag. Da hilft nur eine europäische Regelung, die nun auch wenigsten den letztgenannten Punkt zugunsten der Fahrschüler*innen bereinigen will.
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/auto/e-scooter-viele-unfaelle-und-wenig-umweltnutzen-1.4559040; https://www.sueddeutsche.de/meinung/fahrschulauto-voraussetzungen-pruefung-1.4534682Fotos: Von © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82812293; Von Unbekannt - old photography, original description page was here., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2592826
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