Direkt zum Hauptbereich

Herr Müller muss weg!

VW-Chef  Müller wird plötzlich selbst zum Bauernopfer.


Seit Jahrzehnten war dieser Mann mehr oder weniger mit dem Konzern und seinen Markentöchtern verbunden, nun muss er gehen. Der 1953 geborene Matthias Müller sollte den Kulturwandel im Volkswagen-Konzern schaffen, doch davon ist auch nach seinem Abgang wenig zu spüren.  Immerhin: der gebürtige Sachse stand für Offenheit und Teamwork, für ihn galt fachliche Kompetenz stets mehr als bloße Hierarchie. Er lies auch den kreativen Köpfen im größten deutschen Autokonzern freie Hand und investierte zuletzt Millionen in die Elektrofahrzeug-Forschung. Um nah am Ohr der Belegschaft zu sein, initiierte er regelmäßige Treffen mit den obersten Betriebsrät*innen unter der Ägide von Bernd Osterloh. Dennoch, all diese schönen und vielleicht auch innovativen Gesten halfen nicht wirklich, um die Wende zu schaffen. 
Hängen bleiben am Ende doch Sätze wie "Wir haben nicht gelogen", oder "VW steht für vollumfängliche Aufklärung", welche im Nachhinein wie Hohn für alle geprellten Fahrzeughalter*innen klingen müssen, denn unter dem CEO Müller rissen die Skandale um den einst so stolzen Fahrzeugbauer nicht ab, man denke nur an Auto-Kartell, Affenversuche oder Manipulationen bei den Konzerntöchtern. Matthias Müller schaffte es eben nicht, die von ihm propagierte Transparenz umzusetzen. Ein sattelfester und vor allem mit soliden Finanzen unterfütterter Zukunftsplan für den gesamten Konzern, fehlte ihm. Immerhin verlässt er die Wolfsburger zu einem Zeitpunkt, in dem er VW zu Renditen von vier Prozent geführt hat und die Umsatzzahlen, vor allem in Asien, kontinuierlich steigen. Auch hat Müller es geschafft die Kosten für den Dieselskandal von 60 Milliarden auf nicht einmal 30 Milliarden Euro zu drücken. 
Der ehemalige Porsche-Chef begann seine Karriere einst in Zschkopau, wo er für die DDR-Rennwagenproduktion verantwortlich war, ehe er sich  bei VW im Sportfahrzeugsektor verdient machte und schließlich in den Vorstand aufstieg, nun endet seine Karriere, ihm wird VW-Markenchef Diess nachfolgen, unter welchem die Trennung von Konzern und Marke wieder aufgehoben wird und der damit fortan beide Posten in Personalunion führt. Für die vorzeitige Vertragsauflösung erhält Müller sein für die nächsten zwei Jahre noch anfallendes Gehalt von 20 Millionen Euro, vielleicht kauft er sich davon ja ein Elektroauto, mit dem er dann durchs Erzgebirge fahren kann, eben back to the roots. 

Quellen:http://www.handelsblatt.com/my/unternehmen/industrie/intrigen-seilschaften-vertrauensverlust-wie-vw-chef-mueller-an-der-wolfsburger-auto-kratie-scheiterte/21163616.html?ticket=ST-8752107-ScmqzZtZVf7P5gVew1Tc-ap2; Foto:https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/volkswagen-chef-soll-gehen-woran-matthias-mueller-gescheitert-ist/21160058.html

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wahlverwandschaften

Wie die Bundesregierung sich von der Autolobby lossagte - eine Trennungsgeschichte Türe zu: Bundeskanzlerinnenamt in Berlin Wenn die Autolobby aus Frankfurt am Main gen Berlin gepilgert ist, wurde ihr meist sogleich eine Privataudienz bei der Kanzlerin und ihren Minister*innen gewährt. Gerne unterhielten sie sich in vertrauter, gar ganz privater Runde, ohne den üblichen formellen Schnickschnack drumrum. Was wurde nicht pleniert in den letzten Monaten und Jahren, um der angeblich letzten verbliebenen deutschen Schlüsselindustrie ein möglichst weiches Bett zu bereiten. Seit einem Jahr gibt es die "Konzentrierte Aktion Mobilität" bei der sich die Autofunktionär*innen regelmäßig mit der bundesdeutschen Politelite zusammensetzen. Dort solle es zwar um Innovationen gehen, doch Klimawandel und Mobilitätswende sind kein Thema. Über die Inhalte der Verhandlungen herrscht eh seit jeher Schweigen. Umwelt- oder Verbraucherschutzverbände, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen

Aufs Korn genommen

Martin Winterkorn ist und bleibt eine zentrale Figur im VW-Skandal -Eine Chronologie der Ereignisse- dunkle Wolken über dem VW-Stammwerk in Wolfsburg Seit gut dreieinhalb Jahren laufen die Ermittlungen im Diesel-Skandal rund um den VW-Konzern am Landgericht Braunschweig. Ungefähr so lange ist es auch her, dass einer der größten Betrugsfälle in der Geschichte dieses Landes aufgedeckt wurde. Die Schuldfrage ist bis heute nur schemenhaft geklärt, im Kreise der Verdächtigen befinden sich zahlreiche Personen. Menschen aus allen Etagen des Weltkonzerns - vom kleinsten Ingenieur, bis zum Vorstand. Der Spuk begann bereits Ende 2006, als die "Akustikfunktion" erstmals ihren Weg in den neuen Dieselmotor EA189 fand, mit dem der amerikanische Markt erobert werden sollte.  Im gleichen Jahr traten neue, strengere Abgaswerte in Kraft, welche in Übersee noch deutlich ambitionierter ausfielen als in der EU. Bei VW war klar, dass der neue Dieselmotor diese unter normalen Umständen

Strom für Brandenburg

Teslas Traum: eine Fabrik für 5000 Leute in der Nähe von Berlin Mehr Rot in Grünheide - Tesla kommt Normalerweise geht es im brandenburgischen Grünheide eher beschaulich zu. Einzig die alte Obstsorte "Apfel aus Grünheide" verschaffte dem 8000 Einwohner*innen zählenden Ort einstmals überregionale Bekanntheit - wohl aber eher in sehr ausgewählten Fachkreisen. Seit Anfang November ist nun alles anders. Der amerikanische Milliardär, Erfinder und Lebemann Elon Musk verkündete die Ansiedlung der ersten Tesla Fabrik in Europa genau an diesem unbefleckten Stück Erde. Ausschlaggebend für ihn sei die Liebe zu Berlin (nur wenige Kilometer entfernt) und die gute Infrastruktur (Bahnstrecke, Autobahn) gewesen.  Einstweilen wird Tesla nachgesagt, sich im Einheimsen von Subventionen recht findig zu zeigen. Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) winkte aber ab und beteuerte bei seiner "Erfolgsverkündungs-Pressekonferenz", es habe keine Bevorteilung für die Kalifornier gegeben,