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Volle Fahrt voraus

Nicht nur die Automobilindustrie muss moderne Antriebswege finden, auch zu Wasser ist der Innovationsdruck enorm.

Die Seefahrt die ist lustig, die Seefahrt die ist schön und vor allem verdammt schmutzig. Ein einzelnes Kreuzfahrtschiff emittiert gut und gerne so viele Abgase, wie 400.000 herkömmliche PKW zusammen und sorgt so für dicke Luft auf dem Meer und natürlich auch in den Hafenstädten. Bisher hat sich diesem für die Umwelt gravierenden Problem, kaum jemand ernsthaft angenommen, doch nun steuert die Branche selbst um.
Der Schlüssel zu mehr Sauberkeit heißt LNG, also flüssiges Erdgas, und ist bei vielen Schiffen als Teilantriebsmöglichkeit, neben Marinediesel, bereits im Schiff verbaut, nun geht aber das erste rein LNG betriebene schwimmende Städtchen auf Tour. Die AIDA Nova muss zwar laut Gesetzt Marinediesel an Bord haben, um bei Versorgungsausfällen mit LNG betriebsbereit zu bleiben, darauf angewiesen ist sie aber nicht. Viele Hafenstädte haben bereits LNG Tankstationen, so etwa Rotterdam oder Barcelona, außerdem sind neue bereits in Planung, z.B. in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel.
LNG bleibt zwar ein fossiler Rohstoff, der zwar die Luftverschmutzung reduziert, bei der Treibhausgas-Bilanz jedoch noch ausbaufähig scheint. Der zunehmende Druck, von Tourist*innen, die gerne ohne großen ökologischen Fußabdruck reisen wollen, wächst aber, so dass die Branche weiterhin an neuen Technologien arbeiten muss. Beispielsweise wurde eine Idee aus dem vergangenen Jahrhundert weiterentwickelt, so genannte Flattern-Rotoren  sollen bei entsprechenden Windverhältnissen bis zu einem Fünftel Treibstoff sparen. 
Problematisch bleiben aber die Frachtschiffe, denn dort gibt es keinen Druck von Fahrgästen, meist werden die Kolosse noch mit Schweröl betrieben, dessen Umweltbilanz noch viel schlechter ist, als die von Marinediesel und auch für die Rotoren eignen sie sich nicht, da ihre Deckfläche voll mit Containern ist. Mit dem hauptsächlich verwendeten Schweröl lässt sich kein Blumentopf gewinnen, denn von einer Abgasreinigung kann hier keine Rede zu sein, jeder Filter scheitert und der Schwefelanteil ist um tausendfache Mengen größer, als bei Autos auf der Straße. Deshalb sollte die UN Schifffahrtsorganisation Schweröl verbieten und eine Art globale Umweltzone für die Meere, wie es sie z.B. in Nord- und Ostsee schon gibt, einführen, doch bisher gibt es keine Anstrengungen der IMO, die in diese Richtung zeigen, lediglich soll sich der Schwefelanteil bis 2020 auf 0,5 Prozent im Treibstoff reduzieren, wirklich sauber ist dass aber immer noch keineswegs. 
Vorbild könnte auch die Binnenschifffahrt sein, hier forscht man bereits seit Jahren an Elektroantrieben für Fähren, Flusskreuzfahrtschiffe und Co. Vorreiter sind wie eh und je, die Skandinavier, allen voran Norwegen, die mit den Verdiensten aus der Ölförderung grüne Projekte unterstützen und mit progressiven Gesetzen die Entwicklung vorantreiben. Die erste rein elektrisch betrieben Fähre ist schon unterwegs, die Kosten für Betrieb und Anschaffung der riesigen Batterieblöcke, ist allerdings enorm und kann schon mal eine Million Euro verschlingen. Wirtschaftlich scheint das Modell Elektro für die Schifffahrt und erst recht für die auf dem Meer, deshalb wohl vorerst nicht zu sein, und dennoch wird schon heute mit Hybridlösungen, ähnlich wie beim Auto, gearbeitet und darauf gebaut, dass die Forschung in naher Zukunft günstigere und effizientere Lösungen für umweltfreundliche Antriebe, mit null Emissionen liefert.
Bisher sieht die Realität aber noch dunkel aus, und das liegt nicht nur an der Farbe der emittierten Abgase, trotz eines geringen Schwefelanteils sind die Emissionen nach wie vor Gift für Mensch und Tier. Die Unternehmen halten es aber nicht für sinnvoll ihre Schiffe mit vorhandener Reinigungstechnik, wie Rußpartikelfiltern, nachzurüsten, sondern warten, bis die Politik ihnen restriktivere Auflagen beschert, so gelten dann ab 2019 auch von der EU verordnete, deutlich strengere Grenzwerte, jedoch nur für neu zugelassene Schiffe. Insgesamt ändert sich also erstmal wenig, auch wenn die Containerboote beim Transport von Gütern deutlich effizienter in puncto Abgasausstoß sind, als LKW. 
Als eine Partei mit sozialem und ökologischem Gewissen geht es DER LINKEN vor allem darum, die Aufmerksamkeit auf diese bisher wenig beachtete Problematik zu legen, um auch im Interesse der Beschäftigten im Schifffahrtssektor und der Menschen, die an Meeren und Flüssen leben, so wie für die aufgeklärten Verbraucher*innen zu sichern, denn nur eine saubere ist langfristig auch eine sichere Zukunft. 

Quellen: https://www.sueddeutsche.de/auto/schifffahrt-dreck-ahoi-1.4075402; https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schifffahrt-mehr-strom-auf-dem-wasser-1.3912659; https://www.sueddeutsche.de/wissen/verkehrstechnik-smoke-on-the-water-1.3625008-2; Fotos:https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Düsseldorf,_Rhein_und_historisches_Stadtzentrum,_Vogelperspektive,_2007.jpg; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Container_ship_in_Hamburg.jpg 

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