Direkt zum Hauptbereich

Vier Ringe und ein paar hundert Millionen

Audi will 800 Millionen Strafe zahlen, um das Ordnungswidrigkeitsverfahren zu beenden. 


Überraschendes hat der Abgasskandal fast täglich zu bieten, allerdings beschränken sich diese Meldungen meist auf weitere Negativitäten. Letzte Woche konnte man aber vom Ingolstädter Autobauer Audi endlich mal etwas handfestes zu hören bekommen. Die Volkswagen Tochter möchte 800 Millionen Euro an Strafgeldern zahlen, damit die Staatsanwaltschaft München das wegen des Abgasbetruges laufende Verfahren gegen das Unternehmen einstellt. Allerdings würden damit nur die Klagepunkte, welche den Autobauer selbst betreffen fallen gelassen. Das Gericht versicherte, dass sämtliche Prozesse gegen beschuldigte Einzelpersonen, wie etwa den Ex-Chef des Unternehmens, Rupert Stadler, weiter laufen. 
Vier Ringe für ein Halleluja. 
Erst im vergangenen Jahr waren die Tatbestände der unlauteren Werbung und des Betruges in ein Verfahren gegen Unbekannt gemündet. Das Audi nun mit einer Geldstrafe dem Prozessspektakel entgehen kann, bringt etwas Ruhe in die bayerische Konzernzentrale. Allerdings hat der finanzielle Einschnitt folgen für das Konzernergebnis, so dass die Prognose für das laufende Jahr bereits gesenkt wurde. Dazu kommt, dass auch VW eine Strafe von einer Milliarde Euro berappen muss, die dem Mutterkonzern vom Braunschweiger Landesgericht auferlegt wurde. So schmälern sich auch die Gewinne der Porsche Holding, welche Mehrheitseigner am Unternehmen ist. Insgesamt kann jedoch mit einer positiven Bilanz gerechnet werden, sollten nicht noch weitere monetäre Überraschungen folgen. Im Vergleich zu den in den USA fällig gewordenen Beträgen, können sich die Vorstände hierzulande noch glücklich schätzen. Strafzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich sind in der Bundesrepublik kein Thema. 
DIE LINKE findet hernach auch die getätigten Zahlungen sind viel zu niedrig, um den begangenen Betrug abzugelten. Anstatt nun ein paar hundert Millionen in irgendeine Kasse einzuzahlen, sollten die Autobauer lieber gezwungen werden ihre geprellten Kund*innen angemessen zu entschädigen. Nur so kann die hiesige Automobilwirtschaft verlorenes Vertraue wieder aufbauen und ein wenig ihrer Schuld abgelten. 
Zentrale zahlt.
Dem Landessäckle der betreffenden Bundesländer Niedersachsen und Bayern, in welchen die Verfahren anhängig waren, wird der unerwartete Geldsegen sicher gut gefallen. Die Strafen fließen direkt in den Landeshaushalt und sind nicht zweckgebunden. Der niedersächsische Ministerpräsident immerhin hat seine Pläne schon offengelegt, was mit den zusätzlichen Mitteln passieren soll, sie fließen in Krankenhäuser, Hochschulen und Sportstätten. Den betrogenen Dieselfahren in Bremen oder Thüringen nützt das aber gar nicht und was mit dem Geld in Bayern passiert wird wohl erst nach der Regierungsbildung entschieden, für sauberere Luft jedenfalls wird es wohl nicht eingesetzt. 

Quellen: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/audi-dieselskandal-101.html; https://www.swr.de/marktcheck/nach-millionen-strafe-fuer-audi-was-bringen-bussgelder-den-diesel-fahrern/-/id=100834/did=22657134/nid=100834/1klouh5/index.html; Fotos: Von Andreas Fingas, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19425899; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Michèle_Mouton,_Audi_Quattro_A1_-_1983_(11).jpg

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Luft rauslassen

Die Automobile Welt in der Post-Corona-Zeit oder doch noch mittendrin. Mit jedem einzelnen der 5400 Beschäftigten, geht das Leipziger BMW-Werk wieder an den Start. Bilder wie beim Fleischverwurster Tönnies will die Betriebsleitung hier unbedingt vermeiden. Deshalb setzt der Chef des sächsischen Werkes auf umfangreiche Schutzmaßnahmen, so etwa 100 Meter Plexiglasscheiben, die sich über das gesamte Werk verteilen. Dazu kommen ein verkürztes Zwei-Schicht-System und ausreichend Abstand zwischen den Mitarbeitenden. Das hat zur Folge, dass im Moment statt den üblichen über 1000 Fahrzeugen nur 650 vom Band rollen. Die wirkliche Ursache liegt jedoch nicht in den Hygieneregeln, sondern darin begründet, dass der Absatz bei BMW um die Hälfte eingebrochen ist und das weltweit. Wann es wieder bergauf geht, kann noch nicht gesagt werden. Es hängt sicher auch von der Wirksamkeit des von der Bundesregierung beschlossenen Elektroauto-Konjunkturpakets ab.  BMW in Leipzig: Jetzt wieder mit ...

Kauflaune im Schneckentempo

Die Autoverkäufer*innen in der Krise. Auch die Autohäuser dürfen dieser Tage ihre Pforten wieder öffnen. Doch bloß, weil jetzt wieder Wagen vom Hof rollen können, heißt das nicht, dass auch die Kundschaft den Weg in die Verkaufsräume findet. Die Absatzzahlen der Händler*innen brachen in den letzten Monaten um bis zu drei Viertel ein. Viele Unternehmer*innen sahen ihre Liquiditätsreserven sukzessive dahinschmelzen. Wer nicht gut vorgesorgt hatte, dem blieben nur ein Kredit oder die Insolvenz.  Eine Abwrackprämie, wie sie bereits vielfach von der Autolobby bei Geheimgesprächen im Kanzlerinnenamt gefordert wurden, lehnen die Autoverkäufer*innen jedoch kategorisch ab. Sie haben bereits nach der ersten Zahlung dieser Art im Zuge der Finanzkrise 2009 schlechte Erfahrungen machen müssen. So bezeichnet ein Leipziger Autohausbesitzer die Abwrackprämie als „den größten Blödsinn“. Damals hätten sich alle einen Neuwagen zugelegt und danach wäre absolute Flaute gewesen. Stehen, dami...

Wie sauber darf es sein?

Während die Erderwärmung voranschreitet, streiten Expert*innen noch immer über die richtige Antriebsart als Antwort darauf Hätte Rudolf Diesel seinerzeit gewusst, welches Explosionspotenzial in seinem Selbstzünder steckt, er hätte sich dessen Entwicklung wohl zweimal überlegt. Dass die Tage des Dieselmotoren über kurz oder lang gezählt sind, dürfte mittlerweile jeder*m klar geworden sein. Natürlich, seine Energiedichte ist hervorragend und so schlägt er den Benziner bei Abgaswerten um Längen. Wären da nicht die Stickoxide, denen zwar mit chemischen Katalysatoren ein bisschen Volumen genommen werden kann, deren Bändigung aber auch entsprechend teuer ist. Die Grenzwerte geben eine Weiterentwicklung der Technologie langsam nicht mehr her und so bleibt nur, sich um eine Alternative zu bemühen. Einer der ersten Hybridwagen von Porsche  Ganz vorne im Rennen um die Technologie der Zukunft, bewegen sich die klassischen Elektroautos. Sie gibt es heute schon Serie und dank des ID....