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Baguette mit Nudeln

Nach langer Geheimniskrämerei ist es nun offiziell - FCA und Renault wollen die französisch - italienische Partnerschaft wagen


FIAT Panda in der Wildnis
Für die Turiner Traditionsmarke FIAT, welche für die Italiener*innen lange als ganzer Stolz des Landes betrachtet wurde, läuft es schon seit geraumer Zeit nicht mehr rund. In den vergangenen Quartalen sanken die Marktanteile der Kernmarke des Fiat-Chrysler Konzerns kontinuierlich, zu allem Bedauern auch noch hauptsächlich auf dem Heimatmarkt. Besserung scheint auch deshalb nicht in Sichtweite, weil es an nötigen Innovationen und Investitionen mangelt. Daraus resultierte bereits ein drastischer Stellenabbau, vor allem im Turiner Stammwerk. Auf Basis all dieser Negativfaktoren, die noch zusätzlich durch den Abgasskandal belastet wurden - in dem die Rolle von FIAT nach wie vor diffus bleibt - mehrten sich schon länger Gerüchte um eine mögliche Fusion.
So soll FCA bereits bei unterschiedlichen Autobauern angeklopft haben. Am fruchtbarsten waren die Bemühungen wohl beim französischen Autohersteller Renault, der die Offerte nun offiziell bestätigte. 
Danach soll ein Gemeinschaftsunternehmen geschaffen werden, an dem beide Firmen gleiche Anteile (pari-pari) halten wollen, das sich in den bereits bestehenden Verbund Renault-Nissan-Misubishi eingliedert. Im Ergebnis würde sich wohl eine neue Marktführerschaft mit rund 15 Millionen abgesetzten Autos jährlich ergeben. Im Moment liegt noch der deutsche Hersteller VW an der Spitze, welcher zusammen mit seinen Firmentöchtern etwa 10 Millionen Fahrzeuge in 12 Monaten absetzen kann. 
FCA hat die Fusion dringend nötig, obwohl Chrysler mit seinen Marken Jeep, Ram und Dodge kontinuierlich Gewinne einfährt (rund 90% Anteil am Gesamtkonzerngewinn) und in den USA ein gutes Standing hat. Problematisch ist jedoch auch hier die veraltete, noch aus der Zeit mit Daimler stammende Technik. Außerdem drängen vor allem die japanischen Hersteller die an der Renault- Allianz bereits beteiligt sind, immer mehr auf den US-amerikanischen Markt vor. Im E-Segment kann FCA überhaupt nicht punkten. Ganz anders bei Renault, Nissan und Co. - sie bieten einige der erfolgreichsten E-Modelle im europäischen und asiatischen Raum an. 
stolze Franzosen -
Renault Logo aus alten Tagen
Trotz der scheinbaren relativen Ungleichheit der beiden Konkurrenten zeigt sich Renault nicht uninteressiert und auch der Nissan-Chef und die französische Regierung (hält 15% an Renault) beteuern wohlwollendes Interesse. 
Die rechtlichen und wirtschaftlichen Hürden scheinen dennoch hoch. Die europäische Kartellbehörde müsste der Mega-Fusion zustimmen. Dies dürfte eine massive Herausforderung darstellen, wie nicht zuletzt die gescheiterte Vereinigung von Alstom und Siemens zeigte. Auch die sehr differenten Produktionsweisen und Modellreihen könnten zum Problem werden, denn Einsparungen (bis zu fünf Milliarden Euro jährlich sind angepeilt) lassen sich nur generieren, wenn auf gleiche Verfahren und Techniken zurückgegriffen werden kann. 
An der Börse ging es trotzdem für beide Unternehmen bergauf - für FCA ist es das erste Mal seit langer Zeit. Wie stetig der Anlegeroptimismus anhalten wird bleibt fraglich. Fest steht es müssen zügig Ergebnisse geliefert werden, welche für Kund*innen, Arbeitnehmer*innen, Gesellschaft und Wirtschaft verträglich sind. Standortschließungen wurden schon mal ausgeschlossen, was aber nicht heißt, dass Arbeitsplätze wegfallen könnten. Auch für die Belebung der Forschung und Entwicklung wäre eine weitere Verringerung der Konkurrenz wenig förderlich. 



Quellen: LVZ 28.5.2019 "Fiat will mit Renault an die Spitze" F.-T. Wenzel; Foto: Von unbekannt - unbekannt, Logo, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=9943236; Von NAC - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66139489

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