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BMW zündet den Turbo

Der alte Vorstandsvorsitzende von BMW geht und will seinen Laden aufräumen, bevor er die Tür hinter sich schließt.


Der nun aus seiner Position eher unfreiwillig ausscheidende Vorstandsvorsitzende von BMW wollte zur Halbjahresbilanz noch einmal zeigen, was er alles für das bayerische Unternehmen getan hat. Harald Krüger machte unter anderem darauf aufmerksam, dass die Münchner bereits zwei Jahre vor dem eigentlichen Termin ihre 25 Hybrid und E-Modelle auf dem Markt haben wollen, also bis 2023. Bereits in diesem Winter kommt der E-Mini in die Autohäuser. Allerdings könnte es durch den drohenden Brexit zu Lieferschwierigkeiten kommen, denn das Werk steht in Oxford. Mit diesem Problem muss sich dann aber schon der neue Chef Oliver Zispe plagen, der bisher als Produktionsvorstand im Unternehmen tätig war. 2020 soll der iX2 an den Start gehen und ihm folgend der iNext und i4 im Jahr darauf. Bereits in diesem 1. Halbjahr hat BMW den Absatz des i3, dem bisher ersten und einzigen reinen Stromer des Autobauers, um 20% gesteigert. Das im Leipziger Werk seit 2013 gefertigte Modell kommt langsam aber sicher in Schwung und trägt auch zum insgesamt auf Rekordniveau gewachsenen Absatz bei. Der Gewinn schwächelt wegen hoher Innovationskosten für die neuen klimafreundlichen E-Flitzer und milliardenschwerer Rückstellungen aufgrund des Kartellverfahrens bei der EU-Kommission enorm. Dies hat sich BMW aber selbst zuzuschreiben. Es liegt an dem illegitimen und teils illegalen Verhalten bei Dieselbetrug und Absprachen in der Branche und an dem ebenso vertrödelten Einläuten neuer Mobilitätskonzepte im Konzern. 
Der Himmel noch hell: BMW Zentrale in München
kann schon modern: Wasserstoffmotor in einem BMW
Vor BMW liegen also scheinbar immer noch mehr Herausforderungen, als bereits bewältigt sind und das in einer schwierigen Zeit des Umbruchs, mit der auch andere deutsche Traditionshersteller zu kämpfen haben. Den Umstieg verpasst haben sie alle, nun ist fraglich, wer als erstes wieder auf Kurs kommt. BMW muss jetzt erstmal Millionen Subventionen nach Brüssel zurückzahlen, die für den  Ausbau des Leipziger Werks, in dem mehrere Tausend Menschen arbeiten und dessen Produktionskapazitäten gerade enorm erweitert werden, zurückzahlen. Der EuGH sah durch die Leipziger Standortentscheidung massive Wettbewerbsverzerrungen, da der Ausbau am Stammsitz in München deutlich günstiger gewesen wäre. Die jetzige Investition war jedoch nicht Gegenstand des Rechtsstreits. Es ging vielmehr um den letzten Ausbau für die Fertigung des i3 und i8, die 800 neue Arbeitsplätze nach Ostdeutschland brachte. Statt 45 Millionen können die Bayern dafür nun nur 17 Millionen Euro abschreiben und somit an Steuerentlastung erwarten. So viel mehr hätte der Ausbau in Leipzig im Gegensatz zu München gekostet urteilten die Luxemburger Richter*innen und folgten damit der Einschätzung ihres Generalstaatsanwaltes und der EU-Kommission. Sachsen hatte die von BMW eingelegten Rechtsmitteln nach dem Scheitern in erster Instanz 2017 unterstützt und zeigte sich nun ebenfalls enttäuscht. Für die jetzige Erweiterung beantragte BMW keine Fördermittel mehr. Bei einem Gewinn von über zwei Milliarden Euro fahren diese Beträge sicher eh nicht ins Gewicht.





Quelle: "BMW erhöht bei Elektromobilität das Tempo" U. Milde 2.8.19 und "Schlappe für BMW: EU-Gerichtshof streicht Subvention für Leipziger Werk" F. Johannsen 30.7.19 LVZ; Fotos: Von Guido Radig - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15368477; Von Claus Ableiter - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3541727

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