Direkt zum Hauptbereich

BMW - Will mehr bauen

Die Fertigung im Leipziger Werk wird dank Erweiterung massiv erhöht und soll den Autobauer fit für die E-Zukunft machen



Das Jahr 2020 startet für BMW Leipzig genauso wie das alte beendet wurde, mit Bauarbeiten. Dies ist für den langjährigen Werksleiter Hans-Peter Kemser aber keineswegs ein unerfreulicher Umstand, steht sein BMW-Werk doch dann als der größte Autoproduzent in ganz Sachsen da, sogar noch vor Volkswagen in Zwickau. Ermöglicht wird das vor allem durch die deutlich erweiterte Lackiererei, in der nun 40% mehr Autos ihren Anstrich bekommen. Obwohl der Zulieferer für Lackiermaschinen im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden musst, konnte der Zeitplan für die Werkerweiterung, die auch Montage und Karroseriebau betraf, fast eingehalten werden. 
BMW Werk Leipzig - Wächst und Wächst
Aktuell werden in dem Werk am nördlichen Stadtrand bis zu 350.000 Fahrzeuge in 12 Monaten gebaut, dass sind etwa 860 Autos vom Typ 1er und 2er sowie 200 Stromer der Klassen i3 und i8 täglich. Ab diesem Jahr kommt noch der 2er Coupe dazu, allerdings kein Elektroauto. Dank des Werksumbaus können nun jedoch Benziner, Diesel und Stromer vom selben Band laufen, was die Produktion erheblich vereinfachen sollte. Bisher gibt es zwei getrennte Produktionslinien, für die 2013 eigens eine neue Werkshalle errichtet wurde. Sollten 1er und 2er BMW in einer E-Version kommen, könnten diese künftig vom gemeinsamen Band rollen. 
Die neue hochmoderne Karosseriefertigung
Das Erfolgsmodell i3 wird hingegen noch bis 2024 und damit deutlich länger als bei BMW üblich, aus der separaten Fertigungshalle kommen. Im Gegensatz zu anderen Modellen steigern sich seine Verkaufszahlen seit Jahren kontinuierlich, allein für 2020 sind 20% mehr prognostiziert. Dank eines Batterieupgrades schafft der seit 2013 in Serie produzierte Kleinwagen nun auch mehr als 300km, gestartet war er mit 130km Reichweite. Sein Hybridkollege i8 hat hingegen das klassische Ende nach sieben Jahren Produktlebenszyklus erreicht und wird nach 20.000 produzierten Wagen Ende des Jahres eingestellt. 
Der i3 mit seinen bisher 180.000 Ausfertigungen wird hingegen vermutlich noch eine Auflage von 300.000 Stück erreichen und könnte die 800 Millionen Euro, die einst in die Entwicklung der i-Reihe und den Ausbau des Leipziger Werks gesteckt wurden, wieder einspielen. Der Chef des bayerischen Herstellers Oliver Zipse findet, dass sich der i3 schon heute zu einer Ikone entwickelt habe. 
Doch die Konkurrenz schläft nicht. Der ID.3 von VW kostet 8000 Euro weniger und hat zudem fast 200km mehr Reichweite. Da nützt BMW auch die ultraleichte Carbon-Karroserie nichts, die das Auto zwar 300 Kilo leichter als die Konkurrenz macht, aber auch deutlich teurer in der Herstellung ist. Deshalb schwenkt BMW künftig auch - um überhaupt das gemeinsame Produktionsband nutzen zu können - auf die klassische Stahlkarosserie um. 


Quelle: "BMW i3 bleibt bis 2024 ein Leipziger", LVZ 12.12.19, Johannes, F.; "BMW macht beim Ausbau in Leipzig Tempo", LVZ, Johannes, F.; Fotos: Von BMW Werk Leipzig - http://bmw-werk-leipzig.de, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11928429; Von BMW Werk Leipzig - http://bmw-werk-leipzig.de, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11928438

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Luft rauslassen

Die Automobile Welt in der Post-Corona-Zeit oder doch noch mittendrin. Mit jedem einzelnen der 5400 Beschäftigten, geht das Leipziger BMW-Werk wieder an den Start. Bilder wie beim Fleischverwurster Tönnies will die Betriebsleitung hier unbedingt vermeiden. Deshalb setzt der Chef des sächsischen Werkes auf umfangreiche Schutzmaßnahmen, so etwa 100 Meter Plexiglasscheiben, die sich über das gesamte Werk verteilen. Dazu kommen ein verkürztes Zwei-Schicht-System und ausreichend Abstand zwischen den Mitarbeitenden. Das hat zur Folge, dass im Moment statt den üblichen über 1000 Fahrzeugen nur 650 vom Band rollen. Die wirkliche Ursache liegt jedoch nicht in den Hygieneregeln, sondern darin begründet, dass der Absatz bei BMW um die Hälfte eingebrochen ist und das weltweit. Wann es wieder bergauf geht, kann noch nicht gesagt werden. Es hängt sicher auch von der Wirksamkeit des von der Bundesregierung beschlossenen Elektroauto-Konjunkturpakets ab.  BMW in Leipzig: Jetzt wieder mit ...

Kauflaune im Schneckentempo

Die Autoverkäufer*innen in der Krise. Auch die Autohäuser dürfen dieser Tage ihre Pforten wieder öffnen. Doch bloß, weil jetzt wieder Wagen vom Hof rollen können, heißt das nicht, dass auch die Kundschaft den Weg in die Verkaufsräume findet. Die Absatzzahlen der Händler*innen brachen in den letzten Monaten um bis zu drei Viertel ein. Viele Unternehmer*innen sahen ihre Liquiditätsreserven sukzessive dahinschmelzen. Wer nicht gut vorgesorgt hatte, dem blieben nur ein Kredit oder die Insolvenz.  Eine Abwrackprämie, wie sie bereits vielfach von der Autolobby bei Geheimgesprächen im Kanzlerinnenamt gefordert wurden, lehnen die Autoverkäufer*innen jedoch kategorisch ab. Sie haben bereits nach der ersten Zahlung dieser Art im Zuge der Finanzkrise 2009 schlechte Erfahrungen machen müssen. So bezeichnet ein Leipziger Autohausbesitzer die Abwrackprämie als „den größten Blödsinn“. Damals hätten sich alle einen Neuwagen zugelegt und danach wäre absolute Flaute gewesen. Stehen, dami...

Erfindergeist oder Erfinder im Geiste?

Angeblich sollen die Deutschen Vorreiter bei Patenten für grüne Mobilität sein - doch wie viel zählt das wirklich? Hier soll Deutschland führen: Patente für E-Mobilität Die Sensationsnachricht über einen Lithium-Ionen-Akku, der innerhalb von sechs Minuten voll aufgeladen sein soll, kam zunächst nicht aus Deutschland. Stattdessen war es ein Entwickler*innenteam um Dr. Jean de la Verpilliere, dass diesen Quantensprung in der Elektromobilität geschafft haben will. Das Mehrkomponentengemisch, welches die Wissenschaftler*innen aus Cambridge entwickelt haben, müsse nur in einen herkömmlichen Akku eingefügt werden, um die gewünschte Ladezeitverkürzung zu erreichen. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, die schnell entzündlichen Materialen - etwa Graphit - durch weniger entzündliche Stoffe zu ersetzen, um so bei hoher Ladespannung Kurzschlüsse und damit Akkubrände zu verhindern. Allerdings ist das Pulver noch nicht am Markt erhältlich, da sich die Produktion auf ein Kilo am Tag beschränkt, w...