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Abwracken reloaded

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will Abwrackprämie für Dieselautos


Bescheuert.
In einem Videostatement vor nicht mal einer Woche kündigte der amtierende "König der Mobilität", als den er sich selbst gerne sieht, ein umfassendes Konzept zum Umgang mit den manipulierten Dieselfahrzeugen an. Dabei dachte er auch laut über mögliche Hardware-Nachrüstungen nach, die DIE LINKE seit Anbeginn der Debatte fordert und als einzig wirksame Lösung ansieht, um dem drohenden Umweltkollaps und den damit einhergehenden Fahrverboten in den Innenstädten noch etwas entgegenzusetzen. Es wäre gegenüber den geprellten Fahrzeugbesitzer*innen auch nur fair, wenn man ihnen nachträglich das einbaut, was man vorher beim Verkauf auch versprochen hatte. 
Nun wächst in dieser Hinsicht auch der Druck aus den eigenen Reihen, nicht nur die der Koalitionspartei SPD angehörende Umweltministerin Svenja Schulze forderte dies unlängst, auch die Stimmen aus den CDU geführten Ländern, wie Hessen oder NRW, werden lauter und bringen Scheuer in Bedrängnis. 
Schmutzig.
Ein solches Update würde pro Fahrzeug zwischen 1500 und 3000 Euro kosten, wäre vor allem bei Fahrzeugen, die noch nicht einmal fünf Jahre alt sind sinnvoll. Bezahlen könnten dies die Hersteller aus eigener Tasche, denn wer betrügt muss am Ende auch für seinen Rüpel geradestehen. Doch der Ex-Generalsekretär der CSU sträubt sich. Nachdem er gestern sein Konzept vorstellte war von Hardware-Nachrüstungen keine Rede mehr, stattdessen forderte er die Autohersteller auf umfängliche Abwrackprämien, wie es sie bereits einmal in anderem Kontext gab, aufzulegen und somit die Fahrzeughalter*innen zu einem Neukauf mit satten Vergünstigungen für die "alten" Modelle zu bewegen. 
Dies scheint grotesk, denn es würde einen massive Ressourcenverschwendung bedeuten, wenn teilweise ein zwei Jahre alte Wagen auf den Abstellplatz kämen, nur um der Industrie Zahlungen zu ersparen. Allerdings sagte er auch, der Staat werde nicht "zum Autohändler" und offenbarte damit nur seine zwielichtiges Spiel. Nun also die Lösung durch die Hintertür, von der die Firmen sogar noch profitieren würden, denn jedes verkaufte Fahrzeug bringt Gewinn, ob nun mit oder ohne Rabatten für die alten Fahrzeuge. Statt Peitsche heißt es wieder mal Zuckerbrot. Ein Skandal findet auch Cornelia Ernst und fordert: "die Bundesregierung muss der Automobilbranche endlich die Fesseln anlegen und sie zu Entschädigungszahlungen für betrogene Autobesitzer*innen zwingen, ansonsten wird die Industrie nie dazu lernen und irgendwann untergehen". 
Wie sich Scheuers Plan entwickelt, wird sich anhand der Reaktion vor allem im KFZ-Sektor zeigen, bis dahin muss noch ein wenig abgewartet werden. Wir bleiben dran. 

Quellen: https://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-231664.html; http://www.spiegel.de/auto/aktuell/abgasskandal-andreas-scheuer-kuendigt-neues-konzept-fuer-diesel-nachruestung-an-a-1228111.html; Fotos: Von Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52799196; Von Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Tusanero~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). - Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird angenommen, dass es sich um ein eigenes Werk handelt (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1892739

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