Europa fehlt die Batterieproduktion, die Abhängigkeit von Asien droht.
Es ist ein Schreckensszenario, was da seit geraumer Zeit durch die deutschen und europäischen Konzernzentralen der großen Automobilbauer wandert. Die vollständige Wertschöpfungskompetenz für die Herstellung eines Fahrzeugs könnte schon bald passe sein. Das liegt daran, dass die Elektromobilität auf dem Vormarsch ist und den Autobauern die dafür nötigen Lithium-Ionen-Batterien fehlen. Produziert werden diese weit weg, in den Hallen der japanischen, koreanischen und chinesischen Tech-Riesen, wie LG, Panasonic oder CATL.
So funktioniert´s. |
Schon jetzt bedeutet die Übermacht der asiatischen Lieferanten einen zunehmenden Preisdruck für die begehrten Stromspeicher, alleine in sechs Wochen sei der Preis für eine Batterie um 15 Prozent gestiegen meinen Branchenkenner*innen und die gelieferte Stückzahl reiche bei weitem nicht aus, weswegen Nachbestellungen die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben. So lies der aktuelle VW-Konzernchef Herbert Diess erst neulich verkünden, man könne in diesem Jahr bis zu 70.000 E-Golf verkaufen, allerdings scheitere das an den fehlenden Mengenkapazitäten für Batterien, so dass lediglich die Hälfte an Fahrzeugen ausgeliefert werden könne.
Dieses Problem wird alsbald nicht gelöst werden können, sofern nicht endlich ein Unternehmen den ersten Schritt geht und sich auf das Wagnis Batterieproduktion einstellt. Erste Anläufe gab es dafür bereits, so baute der Chemieriese Evonik zusammen mit Daimler eine Batteriefabrik im sächsischen Kamenz, die aber nach kurzer Zeit wieder auf Entwicklung statt Produktion setzte. Auch alle ähnlichen Projekte verliefen bisher im Sande. Gründe dafür sind mannigfaltig, denn der Bau einer solchen Fabrik kann in die Milliarden gehen, denn vor allem die technischen Anlagen verschlingen Unsummen. Auch geeignete und qualifizierte Fachkräfte sind bei der derzeitigen Marktlage nur schwer zu gewinnen und unterbreiten zusätzliche Probleme. Wenn die Fabrik dann einmal steht ist immer noch fraglich, ob sie auch wirtschaftlich arbeitet, denn Rohstoffe, wie z.B. seltene Erden sind sehr teuer und so verdienen Minenbetreiber*innen kräftig mit. Nur bei einer vollen Auslastung der Produktion könnte eine Minigewinnmarge herausspringen.
DIE LINKE findet aber, dass eine ausschließliche Profitorientierung bei einem solchen Vorhaben nur sekundär sein sollte, schließlich hätten Autogiganten wie VW genug Geld, um ein solches "Wagnis" mit Kapital auszustatten. Spätestens in zehn Jahren, wenn die Forschung und Entwicklung weiter vorangeschritten ist, würde die Herstellung sicher auch deutlich weniger kosten verursachen, als dies zu Beginn der Fall wäre.
Die Politik versucht derweil mit Fördermitteln und Subventionen zu locken, allerdings mit mäßigem Erfolg. Lediglich Thüringen kann positive Entwicklungen verkünden, wenn auch durch eine ausländische Firma. Die Firma CATL, aktuell der größte chinesische Batterieproduzent baut Nahe Erfurt ein Werk für bis zu 1000 Arbeitskräfte, um in Zukunft einen Fuß in der europäischen Tür zu haben. Rentabel wird das Vorhaben wohl vorerst aber nicht, so sind sich die Expert*innen einig. Immerhin ein erster wichtiger Schritt, der auch den Druck auf die hiesigen Produzenten erhöhen wird. BMW hat mit der neuen Fabrik im Herzen Deutschlands bereits einen Kooperationsvertrag vereinbart und wird seine Batterien dann bald aus dem Freistaat beziehen.
Im Telefon schon Alltag. |
VW hingegen setzt auf ein amerikanisches Start-up, welches an der Entwicklung von Feststoffbatterien forscht. Die Firma Quantumscape aus Kalifornien hat diese neue Art der Batterie im Labor bereits erfolgreich getestet, allerdings nur dort. Nichtsdestoweniger wollen sich die Wolfsburger den Technologieschlüssel sichern und für eine europäische Produktion bereithalten.
Spätestens 2020 wenn die Technik spruchreif wird, will auch der Zulieferer Continental entscheiden, ob er in die Zellproduktion einsteigt oder nicht, Bosch hat sich hingegen schon positioniert und wird sich aus dem Sektor fern halten.
DIE LINKE hofft, dass die Regierung in Berlin weiterhin versuchen wird aktiv an einer Lösung für eine Batterieproduktion im eigenen Land zu arbeiten, vor allem für Regionen, die einen neuen Industriezweig bitter nötig hätten, so etwa die hiesige Lausitz oder das Ruhrgebiet. Für sie wäre eine solche Investitionen, wie sie nun in Erfurt getätigt wurde ein Segen, zumal wenn es sich um eine Firma aus der Bundesrepublik selbst handelt. Spätestens 2019, auf der nächsten IAA werden dann die Würfel fallen, denn dort werden aller Wahrscheinlichkeit nach fast nur noch neue Modelle mit Batterie präsentiert, für die es dringend Lieferanten braucht.
Quellen: "Deutschland fehlt der Antrieb", S. Winter, LVZ 30.8.18; Fotos: By Original:UnknownVector:Cepheiden [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons; Von Phrontis - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50841161
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