Wie wird ein E-Modell zum Erfolgsmodell? - Start-up oder Großkonzern, wer hat die besseren Wege und Lösungen?
Daimler will den Vorstoß in eine neue Zukunft wagen, allerdings erstmal begrenzt auf 180km/h. So schnell zumindest kann das erste rein elektrische Fahrzeug der Stuttgarter maximal fahren. Der "EQC" kommt auch insgesamt etwas bescheidener daher, was seine Leistung anbelangt, als man das eigentlich von Mercedes gewohnt ist, denn schließlich hat Daimler Chef Zetsche mit seinem neuen Modell großes vor - er will den Dominator im E-Auto-Premiumsegment herausfordern. Tesla aber kann sich wohl erstmal noch entspannt zurücklehnen, denn selbst bei der Batterieleistung liegt der SUV weit hinter der des amerikanischen Unternehmens.
Wird er das Rennen machen? - E GO. Life |
"Das Ei wird jetzt gelegt", so die durchaus amüsante Ansage des Schnurrbartträgers bei der Präsentation seines neuen Vorzeigewagens, der eigentlich so gar nichts besonderes an sich trägt, außer seiner elektrischen Antriebsweise. Daimler verkauft es dennoch als großen Sprung, mit dem man sich solange Zeit gelassen habe, bis die Technik ausgereift gewesen sei. Allerdings kommt das reichlich spät, wie auch zahlreiche Expert*innen von Außen immer wieder bemängeln. Längst sind z.B. chinesische Firmen in diesem Segment deutlich weiter als die hiesigen Hersteller. Bei der Produktion von Batterien etwa kann die deutsche Industrie genau Null Kompetenz vorweisen, obwohl sich zukünftig ein Viertel der Wertschöpfung bei der Herstellung von Elektroautos genau darauf beziehen wird.
Immerhin sprechen die ambitionierten Zahlen für sich, so will Daimler 11 Milliarden in die Entwicklung von E-Autos zu den bereits getätigten Investitionen stecken und bis in vier Jahren neun weitere Modelle durch die gesamte Bank vom Kleinwagen bis zur Limousine präsentieren. Auch die anderen deutschen Autobauer scheinen aus einer Art Wachkoma erstanden zu sein und glänzen mit sich gegenseitig übertrumpfenden Präsentationen neuer Modelle (siehe dazu auch vorherige Berichte). Ob dies die Konkurrenz allerdings jucken wird, bleibt abzuwarten, das Team des LMC Automotive, einem progressiven ThinkTank rund ums Autofahren, sieht jedenfalls noch nicht alle Chancen auf eine rasche Aufholjagd vom Winde verweht.
Wird hier Geschichte geschrieben? - Daimler-Werk Rasstatt |
Eine völlig neue Rolle können im Gerangel um Marktanteile und Innovationsspitzen Start-ups einnehmen. Sie sind unverbraucht und haben keinen riesigen Koordinationsapparat im Hintergrund, den es bei so großen Firmen wie VW oder Daimler zwangsläufig zu bedienen gilt. Ihr Schlüssel zum Erfolg liegt in der Verknüpfung von Produktion bei gleichzeitig voranschreitender Produktionsentwicklung. Nur damit können dynamische Erträge erzielt werden, die ein Fortbestehen sichern. Für die meisten aufkeimenden Firmen dieser Art wird es allerdings so schnell vorbei sein, wie es angefangen hat.
Eine Firma die sich zum Ziel gesetzt hat genau das zu schaffen, ist die "Ego Mobile GmbH" aus Aachen, entstanden um einen Professor der dortigen RWTH und seinem Team. Das Günther Schuh durchaus Gründertalent für sich reklamieren kann, bewies er erst jüngst mit dem Verkauf des "Streetscooter" an die Deutsche Post, welche nun dank dieser Fahrzeuge rein elektrisch Pakete ausliefern kann. Mit seinem neuen Projekt geht der Lehrstuhlinhaber für Produktionssystematik allerdings ganz neue Wege. Er will ein kleines, leichtes Automobil verkaufen, dass für den Massenmarkt tauglich ist und setzt sich damit von den konventionellen Herstellern ab, die allesamt auf große Modelle mit viel Leistung setzten.
Dank einer saftigen Förderung durch das Land NRW gelang es in einem reichlichen Jahr die komplette Produktion für den "EgoLife60" aufzubauen, der mit nur 19900 Euro deutlich günstiger ist, als die meisten anderen auf dem Markt befindlichen Modelle in diesem Segment. Entsprechend gering ist die Reichweite mit unter 200km, allerdings reicht zum Nachladen auch eine Nacht an der Haussteckdose. Bei der Entwicklung hat man sich bereits bewährter Techniken bedient und so reichlich Innovationskosten gespart, auch dank der Vernetzung mit großen Zulieferern, die bereits viel Geld in die Forschung und Entwicklung gesteckt haben, war eine weitere Kostenreduktion möglich. Das gesamte System funktioniert aber nur dank einer langen und gründlichen Vorbereitung, so dass der eigentliche Aufbau des Unternehmens und seiner Kapazitäten dann sehr schnell und reibungslos erfolgen konnte. Dank guter Vernetzung in die Führungsgremien der etablierten Unternehmen kann es gelingen an deren bereits akquirieren Wissen teilzuhaben und neue Geldtöpfe zu erschließen. All diese genannten Komponenten können letztendlich zum Erfolg führen, Mut und Glück gehören aber trotzdem auch dazu.
Quellen: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/daimlers-e-auto-das-ei-wird-jetzt-gelegt-1.4117976; https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ego-mobile-tom-sawyer-der-elektromobilitaet-1.4106833; Fotos: Von Martin Dürrschnabel - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26140337; Von DTMChampion - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59111986
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