Leipzig drohen als erster ostdeutscher Stadt Konsequenzen aus überschrittenen Emissionsgrenzwerten
Eigentlich hat die vor fast zehn Jahren eingeführte Umweltzone in Leipzig viele positive Effekte mit sich gebracht, nicht nur dass die in der Stadt verkehrenden Automobile auf einem technisch recht aktuellen Stand sind, sondern auch eine deutliche Reduktion der Gesundheitsgefährdung von Einheimischen durch verpestete Straßenluft.
Unsauber: Verkehrssystem von Leipzig und Umgebung |
Trotz dieser und vieler weiterer Maßnahmen, welche sich damals wie heute in den fortgeschriebenen Luftreinhalteplänen der Stadt wiederfinden, wurde im vergangenen Jahr an der Lützner Straße, im Westen der 600.000 Einwohner*innen zählenden Metropole, ein Mittelwert von 42 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft gemessen, gestattet wären aber nur 40. Im Gegensatz zu den beiden anderen Messstation im Herzen und der Peripherie, ist der Trend hier fast gegenläufig, sprich er zeigt im Vergleich zu den Vorjahren nicht nach unten, sondern stagniert bei Werten knapp über.
Das Umweltdezernat erklärt sich dies mit der Fülle an Ofenheizungen in der näheren Umgebung, wenig Grün, dass die Abgase absorbieren könnte, dichter Hausbebauung und hohem Verkehrsaufkommen. Allerdings treffen viele dieser Problematiken auch auf die Messstation am Halleschen Tor, mitten auf dem Innenstadtring zu, hier lagen die Messwerte aber durchschnittlich nur bei 38mqg/qm Luft. Man wolle sich jedoch mit dem neuen Luftreinhaltungsplan noch intensiver um diesen Problembereich kümmern, so dass 2019 die Werte wieder konform zu den gesetzlichen Vorgaben der EU gehen sollen. Schon im vergangen Jahr wurden entsprechende Maßnahmen in Angriff genommen, allerdings an anderen Straßen, bei denen schwerpunktmäßige Belastungen festgestellt wurden. Schon damals konstatierte Ordnungsbürgermeister Heiko Rostenthal (DIE LINKE), dass, sofern man von Seiten der Stadt nichts tue, auch noch 2020 mit Überschreitungen zu rechnen sei. Immerhin wurde der Messpunkt regelkonform installiert und weist einen Abstand von 46 Metern zur nächsten Kreuzung, sowie drei Metern zur Straßenkante auf. Die innerstädtische Anlage hält diese Regeln nicht ein, was schon zu erheblichen Verwerfungen zwischen Ämtern, Verwaltung und Bevölkerung führte.
Dorothee Saar von der Deutschen Umwelthilfe hat die Messestadt nun ebenfalls ins Visier genommen, lässt aber offen, ob die DUH nun bald auch hier den Klageweg beschreiten wird, sie stellt aber fest, "Grenzwert ist Grenzwert", die Debatte um die Standorte von Messpunkten hält sie für irreführend, so dass der Fokus vom eigentlichen Kern der Diskussion weggeführt werde. Zumal Dienstleister wie TÜV und DEKRA bereits viele dieser Stationen auf ihre Konformität hin überprüft und diese bestätigt hätten.
Der Dresdner Matthias Klinger vom Fraunhofer Institut, welches sich u.a. mit Fragen der Verkehrsforschung befasst, sieht die Grenzwerte im Vergleich zu seiner Kontrahentin von der DUH aber nicht als zu niedrig an, sondern als zu hoch, er wünscht sich die sinnlosen Beschränkungen zu lockern und hat auch den Appell der 100 Lungenärzt*innen unterschrieben (siehe vorherigen Bericht), welcher die Bundesregierung dazu auffordert, diese zu revidieren. Er hält mobile Messgeräte für sinnvoll, mit denen man an unterschiedlichen Orten Vergleichsmessungen durchführen kann, um die Belastung für die ortsansässige Bevölkerung zu messen.
Mögen sich die unterschiedlichen Vorstellungen auch noch so konträr gegenüberstehen, am Ende zählt nur die Richtlinie der EU und die könnte Leipzig nun auch Schwierigkeiten machen.
Quellen: LVZ, 1.2.19, "Leipzig überschreitet Stickoxid-Grenzwerte - droht jetzt Fahrverbot?", J. Rometsch und O. Majer; http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Leipziger-Rathaus-will-den-Verkehr-in-fuenf-Strassen-reduzieren; Fotos: Von Florian Koppe - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25767606; Von Störfix - own work, originally uploaded to German Wikipedia (file is/was here), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2979916
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