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Mitarbeiter*innen auf dem Standstreifen

VW will Stellen streichen, was das mit Fortschritt zu tun hat, muss der Vorstand erklären.


Im Frühling liegt meist Aufbruch in der Luft und auch bei Volkswagen galt das Credo einer neuen Ära schon seit geraumer Zeit. Doch bei der Betriebsratsversammlung, zu der Ende März laut Berichten bis zu 20.000 VW-Angestellte kamen, klang das ganz anders. Bis zu 7000 Stellen will VW-Chef Diess in der Verwaltung streichen. Das trifft vor allem die Konzernzentrale in Wolfsburg. Die Nachricht kam insofern überraschend als dass eigentlich bisher nur die Rede von Arbeitsplatzstreichungen in der Produktion die Rede war. Begründet wurde der Maßnahmenplan dort mit dem geringeren Aufwand bei der Herstellung eines E-Autos, von denen VW bekanntermaßen in den nächsten Jahren viele Zehntausend herstellen will. 
Zu mindest das Logo entwickelt sich immer weiter
Allerdings äußert Herbert Diess nun auch Druck auf die Beschäftigungszahlen, aufgrund des steigenden Digitalisierungsgrades. Damit einhergehend ist aber auch die Suche nach 2000 Software-Spezialist*innen, die in  Zukunft für eine starke IT-Abteilung bei den Wolfsburger Autobauern sorgen sollen. Bis Ende 2025 sind jedenfalls noch alle Stellen sicher, doch das ist dem Betriebsratschef nicht genug. Bernd Osterloh fordert eine Erweiterung der Beschäftigungssicherheit bis 2028. 
Unterdessen mahnt der Chef des größten deutschen Autobauers vor ungenügender Bereitschaft an der Transformation mitzuwirken. Man dürfe sich nicht zum Handlanger von Google, Apple, Tesla und Co machen lassen. In Zwickau ist der Prozess bereits in vollem Gange (wie berichtet). Dort soll der niedrigere Produktionsaufwand durch ein Mehr an hergestellten Fahrzeugen kompensiert werden. Doch dafür müsste die erstmal reibungslos laufen. Bei der Software-Entwicklung von Neo, E-Passat und allen weiteren Modellen aus der VW-Palette treten jetzt schon Verspätungen von bis zu einem Jahr auf.
Dunkle Wolken über dem Stammwerk in Wolfsburg
Unterdessen lobt die Führungsriege das Engagement der „Fridays for Future Bewegung“ und bekennt sich zu den Zielen von Paris. Dafür müsste die Volkswagen AG aber endlich mal auf die Tube drücken und zügig seine neuen Fahrzeuge auf den Markt bringen. Die fünf Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung sollten möglichst sinnvoll investiert werden und nicht in irgendwelchen Prestige-Projekten und Marketingoffensiven versickern. VW wird sich an seinen Ergebnissen messen lassen müssen.



Quellen: „VW-Betriebsratschef fordert Beschäftigungsgarantie bis 2028“, C. Germis, 20.3.19, FAZ; Fotos: Von Vanellus Foto - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33211914; Von Marta fernadez montes - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62254086

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