Direkt zum Hauptbereich

Von der Zelle zum Motor

Bei Werkseröffnung im sächsischen Erzgebirgsvorland
war höchstens der Handföhn elektrisch

An die Batterizellproduktion hat sich bisher kein deutscher Hersteller getraut - das soll sich ändern



Bei Salzgitter denken die wenigsten an eine prosperierende Wirtschaftsmetropole im Herzen Deutschlands. Hier wurden bisher Motoren für die Autos der VW-Familie montiert. Solche internen Zulieferbetriebe werden gerne von den Kolleg*innen belächelt, doch bald könnte die Belegschaft in Salzgitter den VW-ianern Andernorts weit voraus sein. In vier Jahren will Volkswagen hier die Batteriezellproduktion hochfahren und dann Zellen mit einer Jahresleistung von 24 Gigawatt generieren. Dazu investieren die Wolfsburger gerade 500 Millionen Euro in das Werk. 
Weiterverarbeitet werden die Zellen dann in Braunschweig. In der niedersächsischen Stadt wird gerade die zweite Produktionslinie einsatzbereit gemacht. Die erste läuft bereits. 300 Millionen Euro wurden hier investiert, um en Kern des von VW ersonnenen Modularen Elektrobaukastens hier zusammenzubauen. Dazu ist viel Hightech nötig und dafür weniger Arbeitskraft. Zwar gilt beim größten deutschen Autobauer eine Beschäftigungsgarantie bis 2029 und zahlreiche Kolleg*innen haben auch schon erfolgreich eine Umschulung/Weiterbildung zum*r Elektrofacharbeiter*in absolviert, doch mindestens 100.000 Arbeitsplätze werden in der Automobilbranche verloren gehen. 
Der neue ID.3 aus Zwickau
In den Batteriefabriken sollen hingegen tausende neue dazukommen. Auch Opel, der zuletzt kriselnden Konzern aus Rüselsheim, will in die Zellfertigung einsteigen. Bis 2024 will der Mutterkonzern PSA aus Frankreich zusammen mit dem Batteriehersteller Saft eine Fabrik mit 24 Gigawatt Kapazität an den Start bringen und so etwa 500 Tausend Elektrofahrzeuge mit Batteriezellen ausrüsten können. Bei Daimler und BMW hingegen setzt man* weiter auf bewehrte Zulieferer aus dem Ausland. Allein die Münchner haben bis Ende des Jahrzehnts bei Samsung SDI und CATL für mehr als 10 Milliarden Euro Kapazitäten eingekauft. 
VW aber braucht die eigene Fertigung, um seine E-Modell-Offensive durchziehen zu können. Der ID.3 läuft bereits in Serie vom Zwickauer Band, Ende des Jahres folgt das nächste Modell der Familie. Ab 2020 geht es auch bei Seat los und Audi testet bereits seine ersten E-Fahrzeuge, so dass bis 2029 75 reine Stromer zum Verkauf angeboten werden sollen. Die brauchen ordentlich Saft und der kommt aus Salzgitter und Braunschweig - hoffentlich. 



Quelle: "Batterien für Zwickau" Petermann, Jan LVZ 9./9.2.2020; Bilder: Von Alexander Migl - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82017610; Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-0926-033 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5348082

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wahlverwandschaften

Wie die Bundesregierung sich von der Autolobby lossagte - eine Trennungsgeschichte Türe zu: Bundeskanzlerinnenamt in Berlin Wenn die Autolobby aus Frankfurt am Main gen Berlin gepilgert ist, wurde ihr meist sogleich eine Privataudienz bei der Kanzlerin und ihren Minister*innen gewährt. Gerne unterhielten sie sich in vertrauter, gar ganz privater Runde, ohne den üblichen formellen Schnickschnack drumrum. Was wurde nicht pleniert in den letzten Monaten und Jahren, um der angeblich letzten verbliebenen deutschen Schlüsselindustrie ein möglichst weiches Bett zu bereiten. Seit einem Jahr gibt es die "Konzentrierte Aktion Mobilität" bei der sich die Autofunktionär*innen regelmäßig mit der bundesdeutschen Politelite zusammensetzen. Dort solle es zwar um Innovationen gehen, doch Klimawandel und Mobilitätswende sind kein Thema. Über die Inhalte der Verhandlungen herrscht eh seit jeher Schweigen. Umwelt- oder Verbraucherschutzverbände, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen

Geteiltes Leid

In der Corona-Krise hat es zwei Verkehrsträger besonders getroffen: Sharing Fahrzeuge und Straßenbahnen. Vorschläge für einen Neustart. Die Paketflut in Deutschland und überall in der westlichen Welt nimmt stetig zu. Durch das Corona-Virus wurde dieser Trend noch verschärft. Alle Geschäfte blieben zu und die Menschheit hatte viel Zeit um online auf Einkaufstour zu gehen. Gleichzeitig nahmen in den öffentlichen Verkehrsmitteln immer weniger Leute platz. Entweder weil sie einfach keine Wege mehr zu erledigen hatten, oder weil ihnen das Risiko einer Infektion zu groß war.  Seit neustem mit Sitzplatzgarantie: Straßenbahn Wieso also nicht den Pakettransport auf die Schiene verlegen? Für den Fernverkehr wird das mit Güterzügen seit jeher so gehandhabt. Im Zuge der Mobilitätswende und immer voller werdenden Städten, wäre es an der Zeit auch über eine solche Lösung nachzudenken. Gleichzeitig könnten die Einnahmeausfälle der Verkehrsunternehmen etwas gesenkt werden. Sind die Pakete e

Wie sauber darf es sein?

Während die Erderwärmung voranschreitet, streiten Expert*innen noch immer über die richtige Antriebsart als Antwort darauf Hätte Rudolf Diesel seinerzeit gewusst, welches Explosionspotenzial in seinem Selbstzünder steckt, er hätte sich dessen Entwicklung wohl zweimal überlegt. Dass die Tage des Dieselmotoren über kurz oder lang gezählt sind, dürfte mittlerweile jeder*m klar geworden sein. Natürlich, seine Energiedichte ist hervorragend und so schlägt er den Benziner bei Abgaswerten um Längen. Wären da nicht die Stickoxide, denen zwar mit chemischen Katalysatoren ein bisschen Volumen genommen werden kann, deren Bändigung aber auch entsprechend teuer ist. Die Grenzwerte geben eine Weiterentwicklung der Technologie langsam nicht mehr her und so bleibt nur, sich um eine Alternative zu bemühen. Einer der ersten Hybridwagen von Porsche  Ganz vorne im Rennen um die Technologie der Zukunft, bewegen sich die klassischen Elektroautos. Sie gibt es heute schon Serie und dank des ID.3 vo