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Wie sauber darf es sein?

Während die Erderwärmung voranschreitet, streiten Expert*innen noch immer über die richtige Antriebsart als Antwort darauf


Hätte Rudolf Diesel seinerzeit gewusst, welches Explosionspotenzial in seinem Selbstzünder steckt, er hätte sich dessen Entwicklung wohl zweimal überlegt. Dass die Tage des Dieselmotoren über kurz oder lang gezählt sind, dürfte mittlerweile jeder*m klar geworden sein. Natürlich, seine Energiedichte ist hervorragend und so schlägt er den Benziner bei Abgaswerten um Längen. Wären da nicht die Stickoxide, denen zwar mit chemischen Katalysatoren ein bisschen Volumen genommen werden kann, deren Bändigung aber auch entsprechend teuer ist. Die Grenzwerte geben eine Weiterentwicklung der Technologie langsam nicht mehr her und so bleibt nur, sich um eine Alternative zu bemühen.
Einer der ersten Hybridwagen von Porsche 
Ganz vorne im Rennen um die Technologie der Zukunft, bewegen sich die klassischen Elektroautos. Sie gibt es heute schon Serie und dank des ID.3 von Volkswagen nun auch für unter 30.000 Euro. Leider entsteht bei ihrer Produktion viel CO2 und die für die Batterien benötigten Metalle sind nicht eben einfach zu gewinnen. Für sie bedarf es einem massiven Umwelteingriff und auch die Arbeitsbedingungen, unter denen sie gefördert werden sind oft miserabel. Dazu kommt der Strom für das Fahrzeug meist nicht aus regenerativen Quellen, sondern aus der dreckigen Kohleverbrennung. 
Da die Fahrzeuge trotz massiver Anreize von Seiten der Politik immer noch eher zögerlich gekauft werden, hat sich die Industrie etwas einfallen lassen. Mit Hybridantrieb verbinden sich die Vorteile der großen Reichweite eines Benziners mit der Sauberkeit eines E-Autos, welches beim Fahren selbst ja keine Emissionen freigibt. Leider nutzen die meisten Besitzer*innen solcher Modelle den E-Antrieb nur spärlich, wie Studien belegen. Stattdessen fahren sie immerzu mit Verbrenner, geht aber auch viel leichter und schneller so ein Auto aufzutanken, anstatt es an eine olle Steckdose zu hängen. Na immerhin beim Kauf hatten sie ein gutes Gewissen.
Herr Diesel muss das Theater nicht mehr ertragen
Obwohl die Erdgastechnologie voll ausgereift ist und sogar bei herkömmlichen Wagen nachgerüstet werden kann, findet sie keinen so regen Absatz. Beim aktuellen Strommix wäre CNG allerdings die sauberste Alternative, sogar besser noch als ein Elektromobil. Sein Schicksal teilt das Erdgas mit den E-Fuels, welche es im Unterschied zum bei Franzosen und Italienern beliebten Flüssiggas LPG aber bisher nur selten auf dem Markt gibt. Eine Serienproduktion des aus Wasserstoff, CO2 und Strom hergestellten Kraftstoffs, der mit gewöhnlichen Verbrennungsmotoren genutzt werden kann, gibt es aber nicht und wird es wohl auch nicht geben, da seine Herstellung extrem energieintensiv ist. 
Als aktuell heißeste Konkurrenz zum E-Mobil fungiert immer noch der Brennstoffzellenantrieb. Bisher hat es aber kein deutscher Hersteller gewagt eine Modelloffensive zu starten und das obwohl die japanischen Kolleg*innen von Toyota 2500 Patente zur Brennstoffzelle freigegeben haben. Außerdem ließe sich die Tankstelleninfrastruktur bestens in das aktuelle Netz integrieren, denn die Befüllung der Fahrzeuge erfolgt aus großen Tanks, die sich an Zapfsäulen anschließen lassen. Im ÖPNV hingegen gelingt dem Wasserstoffgemisch schon der Durchmarsch, wie regionale Zugprojekte zeigen. 
Na, auf welchen Antrieb setzen Sie? Gebote können abgegeben werden, Erfolgsquote unbekannt.





Quellen: Piper, G. "Halbe Kraft voraus", LVZ 15./16.02.2020; Fotos: Von Unbekannter Fotograf - Britannica.com quoting Courtesy of the Deutsches Museum, Munich, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2718110; Von Alexander Migl - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76754035

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