Bei den hiesigen Autobauern laufen die Bänder wieder - jedoch mit viel Gejammer
Noch sind die Straßen leer - das soll sich bald wieder ändern |
Nach Wochen des Stillstands geht es jetzt wieder los - oder besser - es rollt an. Volkswagen hat die Produktion in Sachsen und an vielen anderen Standorten wieder hochgefahren. Doch schon kommen die Hersteller bei der Bundesregierung mit dem Klingelbeutel an die Türe. Aufgrund des zwangsweisen Produktionsstopps ist den Großkonzernen der Umsatz des 1. Quartals wie Sand durch die Finger geronnen. Nun drohen, wenn man* den Worten der Autobauer glauben mag, weniger Investitionen in die wichtigen Zukunftsbereiche Digitalisierung und Elektrifizierung. Der Experte des Center of Automotive Management Stefan Bratzel warnt allerdings davor gerade jetzt wichtige Investitionen hinten anzustellen. Auch vor dem Hintergrund, dass der US-Präsident Trump gerade strengere Abgasgrenzwerte für seine Hersteller zurückgenommen hat. In Deutschland darf nicht das gleiche passieren, nicht nur, weil den Autobauern ein massiver Imageschaden bei den Verbraucher*innen droht, sondern auch, weil der Verkehrssektor endlich deutlich seine Emissionswerte reduzieren muss. Natürlich geht es darum die Nachfrage wieder anzukurbeln aber in welcher Branche muss das denn nicht passieren? Eine weitere Abwrackprämie, bei der Geld mit der Gießkanne ausgekippt wird und sich die Menschen, die sowieso schon mindestens ein Auto haben, noch ein zweites kaufen, kann nicht zielführend sein. Es geht darum die Autobauer anzuregen mehr Geld für Forschung und Entwicklung in die Hand zu nehmen und nicht dem Porsche Fahrer noch einen Mercedes zu gönnen, mit 10.000 Euro gesponsert vom Fiskus.
Bauen wieder Autos: VW Stammwerk Wolfsburg |
Zudem sind die Autobauer selbst nicht am härtesten betroffen, da sie große Liquiditätsreserven haben und bei ihren Aktionär*innen Geld einsammeln können. Für die Zulieferbranche und vor allem die Händler*innen sieht es da schon deutlich schlechter aus. Bei ihnen wird wohl unweigerlich eine Triage stattfinden und die Marktmacht der Autobauer noch verstärken, die schon heute vielfach den Preis diktieren und sich selbst in die missliche Lage der mit heißer Nadel gestrickten Lieferkette bringen. Oft werden bestimmte Teile nur von einem einzigen Betrieb hergestellt, der schon mal die ganze Produktion bei Daimler oder Audi stilllegen kann, wenn er nicht mehr herstellt.
Ein ganz anderes Phänomen dürfte die Autobauer indes in ihrem Klagelied von zu hohen Grenzwerten und einem ihn nachgesagt, ungerechtfertigten Schmuddelimage bestätigen: Obwohl deutlich weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, sinkt die Feinstaubbelastung nicht. Insofern hat der Dresdener Professor Matthias Klinger schon Recht, wenn er sagt, es müsse zu Fakten statt Ideologie zurückgekehrt werden, die Frage ist nur, wer welche Fakten vertritt, aber das ist Thema für einen ganz eigenen Bericht.
Quelle: "Wir müssen die Nachfrage stimulieren", LVZ 15.4.20, Frank-Thomas Wenzel; Fotos: Von Vanellus Foto - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33211914; Von Hans-Joachim Fröde (User:Acf) - DC F 14, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1056378
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